Johann Gottfried Stefan
verschied am 16. Juni 1905, fast 90 Jahre alt, in München. Am
13, Dezember 1815 zu Mädenswil am Zürichsee geboren, wurde er
nach Absolvierung der dortigen Schulen von seiner Samilie zu einem
Lithographen in die Lehre gegeben, da sich in dem Knaben schon
früh die Lust zum Zeichnen regte. Zur weitern Ausbildung in
diesem Beruf ging er dann, 18 Jahre alt, nach München; hier liesz
er sich zum Aktzeichnen in die Akademie aufnehmen. ITTit offenen
Augen besah er sich die Kunstschätze, besonders die Gemäldesamm
lungen; die Niederländer der alten Pinakothek wirkten mächtig
auf ihn ein, nicht weniger bewundernd stand er vor den Rott-
mannschen Landschaften. Er begann nun eifrig landschaftliche
Motive nach der Natur zu zeichnen und schüchterne versuche im
Malen 311 machen, die das Resultat zeitigten, daß er sich mit 25
Jahren im Sattel fühlte; der Lithographenberuf, der ihn nicht
befriedigen konnte, wurde aufgegeben, um dem Landschafter Platz
zu machen, der ohne Schule — eine solche gab es damals nicht —
Kraft inneren Dranges und unermüdlichen Naturstudiums sich
emporgearbeitet hatte. Zunächst war es die Gebirgswelt seiner
Heimat, die ihm den Stoss zu seinen Bildern liefern mußte und
zu der er immer wieder zurückkehrte. Daneben holte er seine
Motive aus der malerischen Umgegend Münchens (wobei der Starn
bergersee den Vorrang behauptete) und aus den bayrischen Bergen;
hier war es vornehmlich die Berchtesgadenergegend (Ramsau,
Hintersee), die ihn abwechselnd mit der Schweiz zu Studienreisen ver
anlaßte. Südtirol mit dem Gardasee fesselten ihn nur einen Sommer.
Die entstandenen Bilder erfreuten sich einer zunehmenden Beliebt
heit, und Ende der 1850er Jahre war Stefsans Ruf als geschätzter
Landschaftsmaler begründet. König Ludwig ü ließ seine Büste 1864
durch Halbig für den Koryphäensaal der neuen Pinakothek anfer
tigen und in seiner Heimat galt er jekt, wo seine vollste Kraft ein
setzte, als ein Meister der Gebirgsmalerei unter seinen Zeitgenossen.
Dieser Ruf blieb ihm Jahrzehnte treu. Seine Gemälde waren
künstlerische Schöpfungen von ausgesprochener Ligenart, Merke
von gediegener Komposition, poetischer, bisweilen ergreifender