Gewande (Chiton) bedeckt ist. Ein Endstück desselben liegt dem rechten Unterschenkel an. Mit dem linken Arm umfasst Venus den scheidenden Adonis, der rechte Arm stützt sich auf die Rasenbank, zugleich Adonis’ Hand festhaltend. Bis auf diese letztere Variante ist die Rubens’sche Darstellung der Lagerung des Frauen- körpers nahezu Copie der Titian’schen, soweit die künstlerische Idee in Betracht kommt, in keiner Hinsicht jedoch bezüglich des Frauenkörpers selbst; während uns Titian eine sehr jugendliche, mehr schlanke als üppige Venus zeigt, giebt Rubens die liebesuchende Göttin als junges blühendes Weib mit herrlich model- lierten, nicht übertrieben vollen, abgerundeten Formen. Different ist auch die Behandlung des Kopfes; bei Titian sehen wir den Hinterkopf fest auf dem linken Schulterblatte aufliegen, den Nacken dadurch ganz verdeckt, das Vorderhaupt stark gehoben, was der Darstellung etwas gezwungenes giebt. Rubens hebt das Hinterhaupt vom Körper ab und erzielt durch kräftige Schattierung nicht nur eine bessere Model- lierung des Nackens und des Schulterblattes, sondern auch eine freiere natürlichere Haltung des Kopfes. Interessant ist ferner die Wiedergabe des in beiden Bildern vorkommenden weissen Chitons. Titian benützt diesen zur Bedeckung des (unsichtbaren) linken Armes und führt ihn längs der oberen Körperlinie — dieser nahezu parallel — zum Unterschenkel hinab. Dadurch er- scheint die dem Chiton direct anliegende linke Schulter in den Contouren verschwommen und verbreitert und die Rippen und Lendengegend wird störend beeinträchtigt, weil das Auge unwillkürlich den beiden Linien folgt. Rubens dagegen vermeidet eine Parallel-Führung der weissen Gewandlinie mit dem Körper, er giebt uns den Chiton unterhalb desselben gewissermassen rechtwinklig aus dem Bilde heraustretend, und lässt die obere Körper- linie sich zum grossen Teile frei gegen den dunklen