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KÜNSTLERHAUS
ZÜRICH
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VI. SERIE
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VINCENT VAN GOGH
CUNO AMIET
HANS EMMENEGGER
GIOVANNI GIACOMETTI
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VOM io. BIS UND MIT 26. JULI 1908
GEÖFFNET VON 10 BIS 7 UHR
VORMITTAGS IpR. NACHMITTAGS 50 CTS.
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TYP NEUE ZÜRCHER-ZEITUN«, ZÜRICH
Maus
VINCENT VAN GOGH.
Als sein Name bekannt zu werden begann, war er längst
tot. Bei seinen Lebzeiten hat niemand ausser den wenigen
Freunden von ihm gewusst. Er selbst hat niemals den
Versuch gemacht, hervorzutreten, oder gar seine Bilder
zu verkaufen. Er signierte sie nicht einmal, setzte höchstens
dann und wann seinen Vornamen darunter — wie unter
einen Brief, und verschenkte sie. Von der Zukunft erhoffte
er nichts — und als er fühlte, dass er am Ende war, ging
er. Als der Doktor ihn mit der Kugel im Leibe fand
und nach dem Warum fragte, zuckte er die Achseln.
Sein Werk gibt ihm Recht. Wer die letzten Arbeiten
aus Arles und Auvers-sur-Oise sieht, fühlt, dass der Mensch,
der dieses schuf, auf der Höhe und am Ende war. Er
hatte den Gipfel erreicht, gesagt, was er zu sagen hatte;
so musste er gehen. Mit jedem Werke gab er ein Stück
tiefsten Lebens, — immer brennender, konzentrierter, reicher,
je weiter er kam; als er das letzte gegeben hatte, machte
er ruhig, wissend, selber ein Ende.
In der Tragik dieses Lebens liegt die Tragik aller
Schaffenden. Van Gogh war nicht Maler in dem Sinne,
dass er einen Ausschnitt der Sichtbarkeit des Daseins zu
einem farbig formalen Organismus zu gestalten, Bilder zu
machen strebte; er griff nach Stift und Farbe, um dem,
was die Umwelt in ihm auslöste, einen immer klareren,
immer einfacheren Ausdruck zu geben — um das glühend
Gefühlte formend mitzuteilen. Er hatte begriffen, dass «die
Kunst vom Menschen nur geschaffen worden ist, damit die
Seelen sich über die Gesetzlichkeit der Welt (oder wie
man es sonst gerade nennen will) unterhalten können und
weil es keine andere Verständigungsmittel dafür gibt als
eben die Kunst». Er hatte es zuerst auf allerhand anderen
Wegen versucht, war Kunsthändler, Lehrer gewesen, als
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Laienprediger zu den Bergleuten des Borinage gegangen;
er kehrte zur Kunst zurück, weil er erkannte, dass er nur
hier sein Letztes, Persönlichstes, geben und doch zugleich
stärkste Faktoren der Gemeinsamkeit schaffen konnte.
Van Gogh begann, nach einem Wort Meier-Graefes,
mit Nichtigkeiten, die auf die Laufbahn des schlimmsten
Kitschmalers schliessen lassen. Mauve, Mesdag, Jacob Maris
gaben ihm die ersten Grundlagen; daneben die alten Hol-
länder im Haag. Mit zäher Energie arbeitete er, selbstlos,
zurückhaltend, wie nur irgend ein in akademischem Respekt
Erzogener. Seine Farben sind gedämpft, schwer, fast
erdig; die Zeichnung — er hat mit unendlichem Fleiss
immer wieder gezeichnet — korrekt, zögernd, beinahe
langweilig. Anfänge einer eigenen Formgebung tauchen
auf, als er in Nuenen Bauern zu malen beginnt; die be-
kannten Aardappoleters sind ein Beweis dafür, ebenso die
Bauernzeichnungen aus dieser Zeit. Seine eigentliche Ent-
wicklung setzte erst ein, als er 1886 nach Paris kommt, als er
zuerst statt des Tones und der Linie die Farbe als Aus-
drucksmittel kennen lernt. Die ungeheure Grösse Dela-
croix’ tut sich dem Schüler der Holländer auf — daneben
die moderne Analyse des Impressionismus und die Japaner.
Ungeahnte Ziele tauchen auf, er sieht neue Ausdrucks-
möglichkeiten aus der Berührung des Neuen mit dem, was
er bereits besitzt, erstehen, und fängt, sechsunddreissig-
jährig, noch einmal von vorne an. Mit «mühsamer Analyse»
beginnt er. «Seine ersten farbigen Bilder sind farblos im
Künstlerischen»; er hat das Aeusserliche gelernt, ohne das
neue Auge, das erst das Alte wandelt, zu besitzen. Bald
aber fängt er an zu wachsen, aus Eigenem Eigeneres zu
geben. Er nähert sich Seurat, kommt mit manchem seiner
besten Stücke der stillen Schönheit Sisleys nahe — und
durchläuft in kaum zwei Jahren die ganze Entwicklung,
die die neue Malerei von den Alten bis auf heute durch-
laufen hatte. Als er 1888 Paris verlässt, hat er sich zu
eigen gemacht, was er nur irgend erreichen konnte; jetzt
beginnt sein Schaffen. Wie Gauguin nach der duftenden
Insel, so zog er sich aus dem verwirrenden Leben von
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Paris zurück, um in der Stille der Provence, in Arles, nun
ganz zu sich zu kommen, sich zu geben.
An das Werk dieser zwei Jahre denkt man heute zu-
erst bei seinem Namen. Wohl mit Recht. So viel Schönes
und Feines aus der Pariser Zeit vorliegt — vor den Offen-
barungen der letzten Phase verblasst alles. Das dort Ana-
lysierte wird hier mit ungeheurer Kraft zusammengefasst,
zu immer grösserer, immer intensiverer Einfachheit. Das
Naturgefühl des Holländers steigert sich unter der südlichen
Sonne bis zur Raserei; er ringt mit den Dingen, bis er sie
zu stärkstem, glühendstem Lebensausdruck gezwungen, das
Innerste, Letzte aus ihnen und zugleich aus sich heraus
geholt hat. «Er malte seine Bilder nicht, er stiess sie aus.
Er fühlte sich nicht dabei, war eins mit dem Element, das
er darstellte, malte sich selbst in den lodernden Wolken,
in denen tausend Sonnen der Erde Zerstörung drohen, in
den entsetzt zum Himmel aufschreienden Bäumen, in der
schrecklichen Weite seiner Ebenen.» Es ist, als ob zwischen
Mensch und Umwelt alle Schranken gefallen sind; er reisst
die Dinge wie im Paroxismus in sich hinein und formt sie
unmittelbar zu neuem Leben, rastlos, unaufhörlich, bis er
selber zusammenbricht.
Die furchtbare Lebensfülle dieser letzten Werke ist
nicht auszusagen. Es ist, als ob das innerste, geheimste
Sein der Dinge nackt und unverhüllt sich aufrecht, zu fessel-
losem eigenem Leben erwacht. Und nicht nur die Dinge,
— noch die Farbe reckt sich, in Flammen aufzüngelnd, zu
selbständigem Dasein empor. Das Blau kämpft mit dem
Gelb, das Grün mit dem Rot — und doch bleibt das
Ganze gebändigt von der Hand des Meisters. Alle Glut
und alle Ekstase bleibt unter dem Gesetz: «die Wildheit
wird Dekoration, wird Schönheit, letzte, intensivste Kunst!»
Und als er erlahmt, als die Kraft des Bändigers erschöpft
ist, macht er freiwillig ein Ende, — weil er würdig, in Frei-
heit und noch über dem Dasein stehend, abschliessen wollte.
Man hat in seinem Werke die Spuren des Wahnsinns
entdecken wollen. Meier-Graefe entgegnet mit Recht:
«Dass der Mensch wahnsinnig war, als er seine herrlichsten
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Bilder schuf, sagt von seiner Kunst nicht mehr als von
Delacroix die Tatsache, dass dieser zuweilen an Magenbe-
schwerden litt, und von Gericault, dass er sich ein Bein brach !»
Die Bewusstheit, die ihm bis zuletzt blieb, hat ihn über
jedes Pathologische weit hinaus gestellt. Schwerer könnte
vielleicht das dunkel vor diesem Werk aufsteigende Gefühl
bedrücken, dass ein Mensch, der solches schuf, zu diesem
Ende kommen musste. Der Entwicklungshistoriker der
modernen Kunst hat auch hier das befreiende Wort ge-
funden: «Die Geste, mit der er sich des Lebens entkleidete,
war zu einfach und selbstverständlich, um uns über Gebühr
zu beunruhigen. Er ging, weil er nicht mehr weiter konnte.
Tragisch ist, dass ein Mensch wie dieser, rein und stark
wie kein zweiter, an seiner Reinheit und Stärke zersprang,
dass sein Altruismus, mit Wundern gesegnet, die vor den
schönsten Märchen der Alten nicht zurückstehen, isoliert
bleiben musste und wie der Schrei eines Kindes im Ge-
tümmel verhallte. Tragisch ist, dass wir unsere Helden
nur noch als Anomalien zu erzeugen vermögen. Doch ver-
söhnt uns mit dem Geschick das unsterbliche Werk, das
van Gogh zurückliess.» Dr. PAUL FECHTER.
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VINCENT VAN GOGH
(1853
NUENEN (Holland)
1883 1885.
1. Kopf einer Frau.
2. Aepfel.
PARIS
1886 —1888.
3. Seine-Ufer in Asnieres.
4. Stilleben (Zitrone etc.)
5. Restaurant.
6. Ansicht auf Montmartre.
/. Steingruben am Mont-
8. Männerporträt. niartre.
9. Kastanienbaum.
10. Schuhe.
11. Gelbe Bücher.
12. Moulin de la Galette.
13. Damenporträt.
14. Ansicht von Asnieres.
15. Avenue in Asnieres.
16. Moulin de la Galette.
17- Pont de Clichy.
18. Krebse und Muschel.
19. Tuileriengarten.
20. Traube.
21. Absinth.
1902).
ARLES EN PROVENCE
Februar 1888 bis Mai 1889.
22. Orangenbäume.
23. Sonnenblumen.
24. Mäher in Landschaft.
25. Im Kornfeld.
26. Unter Bäumen.
27. Maler b. Anfang d. Arbeit.
28. Landschaft.
29. Landschaft.
30. Briefträger.
31. Italienerin.
ST-REMY EN PROVENCE
Mai 1889 bis Mai 1890.
32. Rosen und Käfer.
33. Oliven auf dem Felsen.
34. Zypressen.
35. Wilde Rosen.
36. Landschaft mit Pflug.
AU VERS- SUR -OISE
Mai 1890 bis Juli 1890.
37. Regen.
38. Weisses Häuschen.
39. Kind mit einer Orange.
40. Junges Mädchen im weis-
41. Im Kornfeld. sen Kleide.
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CUNO AMIET, OSCHWAND.
♦»»
S 42. Winterlandschaft.
U 43. Frauenbildnis.
44. Landschaft im Herbst.
' 45. Zwei Kinder.
46. Stilleben.
5 47. Kamelien.
» 48. Greti (im roten Rock)
“ 49. Greti (im weissen Rock).
! 50. Rauhreif,
a 51. Blumen.
52. Aepfel.
53. Eine Frau.
54. Lesende.
55. Stillende Frau.
56. Bildnis von Bodo v.
Niederhäusern.
57. Stilleben.
58. Chrysanthemen.
59. Lesende Frau.
HANS EMMENEGGER, EMMENBRÜCKE.
60. Toskanisches Landhaus
(Studie).
61. Der alles verschlingende
Wirbel.
(Entwurf zu einem Bilde.)
62. Zypressenhain (Studie).
63. Tuff-Felsen.
64. Frühling.
65. Blausee (Berner Oberland)
66. Wolken.
67. Schnee am Waldrand.
68. Im Februar.
69. Flacher Hügel,
Wintersonne.
GIOVANNI GIACOMETTI, STAMPA.
70. Am Seeufer.
7L Der Greis.
72. Biancaneve.
73. Wintertag.
74. Der einsame Hof.
75. Die Brücke.
76. Der sonnige Berg.
77- Blühender Baum.
78. Herbstland.
79. La Maira.
80. Eier.
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