26 Kunstrichtung so unerhört schnell ihre Elemente gebildet und dabei im Vergleich zu anderen so rasch Würdigung, ja sogar Anerkennung gefunden. Dieses fast sprunghafte Wachsen erklärt sich aus der ungestümen Entwicklung unserer Zeit, die langsamen und organisch begründeten Aufbau nicht kennt und alle Übergänge und Zwischen stufen gewaltsam unterdrückt, ein Vorgang, der bei der Musik und Literatur ebenso deutlich in Erscheinung tritt. Zu welchem Abschluss diese junge, schlechthin „Ausdruckskunst“ genannte, Kunstrichtung kommen wird, vermag man heute nicht annähernd festzustellen. Einer der ersten Künstler, der über den Rah men des Hergebrachten nach neuem Ausdruck strebte, war die allzufrüh verstorbene Paula Becker-Modersohn. Sie lebte in der Mitte der Worpsweder Maler, deren Kunst ihr anfangs das höchste Ziel schien, und malte, als sie über die schülerhaften Anfänge hinausgekommen war, Bilder, deren Bedeutung weit über das Niveau dieses begrenzten Kreises ragte. Ihre Kunst wuchs durch die Vereinfachung ihrer Mittel und die Ver innerlichung ihrer Vorwürfe. Das Malerische, das zu Beginn den Hauptwert ihrer Leistung aus machte, wurde zurückgedrängt, und die figürliche Komposition war das Problem, das sie mit allen Mitteln zur stärksten Ausdrucksfähigkeit zu ge-