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dem Anfänge des XYI. Jahrhunderts stammenden Nummern
8—14) zeigen auch schon die Form der Darstellung, die in
der Folge zum Typus dieser profanen Schildereien wurde:
Das Wappen des Stifters von Engeln, Damen, Herolden und
Pannerträgern oder Thieren gehalten und das Ganze umrahmt
mit gothischer Architektur, die oben zum Bogen mit Laubwerk
und Aesten verwächst. In ungeheurer Zahl waren solche Werke
vorhanden: in Schlössern und städtischen Wohnhäusern, in
Raths- und Trinkstuben, Zunft- und Schützenhäusern, denn wo
immer ein Bau unternommen, oder sonst ein Anlass zur Be
stätigung freundschaftlicher Beziehungen geboten wmrde, da war
es Sitte, dass Private und Corporationen sich durch die Stiftung
derartiger Schildereien in Minne verewigten.
Ihrem schon beschriebenen Inhalte nach und auch in tech
nischer Beziehung wurden diese Werke einfach gehalten bis in
die zwanziger Jahre des XYI. Jahrhunderts. Sie zeigen alle
Yorzüge und Schwächen des spätgothischen Stiles : vornehme
Einfachheit des heraldischen Apparates und eine unnachahmliche
Kraft und Grazie der Ornamente; grobknochige, magere Figuren
mit blöden Gesichtern, die Männer in geckisch knapper Tracht,
die Fräulein mit seltsam aufgetakeltem Kopfputz und weitfaltigen
Kleidern, die mit einem Wirrsal von knitterigen Brüchen über
dem Boden sich ausbreiten, das Alles mehr gezeichnet als
raodellirt und mit einem geringen Aufwande von Farben gemalt,
deren Wahl und Zusammenstellung aber stets einen hochent
wickelten Sinn für kraftvolle decorative Wirkung bekunden.
III.
(Panneau II und III, Nr. 15—24 )
Mitte der zwanziger Jahre etwa treten neue Erscheinungen
auf. Zu der herkömmlichen gothisirenden Auffassung, die sich
in dem Wurf der Gewänder und der krausen Ornamentik raani-