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Jahresbericht 1988 (1988)

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Bibliographic data

fullscreen: Jahresbericht 1988 (1988)

Periodical

Title:
Jahresbericht
Collection:
Journals
Document type:
Periodical
Persistent identifier:
20416
Place of publication:
Zürich
ISSN:
1013-6916

Periodical volume

Title:
Jahresbericht 1988
Collection:
Journals
Document type:
Periodical volume
Shelfmark:
Per 374 : 1988
Persistent identifier:
20416_1988
Volume count:
1988
Place of publication:
Zürich
Publisher:
Zürcher Kunstgesellschaft
Year of publication:
1989
Edition:
[Electronic ed.]
Language:
German

Chapter

Title:
Hinweis auf einige Neuerwerbungen
Collection:
Journals
Document type:
Periodical
Structure type:
Chapter

Chapter

Title:
Die List des Banalen - Polkes "Neid und Habgier"
Collection:
Journals
Document type:
Periodical
Structure type:
Chapter

Contents

Table of contents

  • Jahresbericht
  • Jahresbericht 1988 (1988)
  • Book cover
  • Front paste down
  • Title page
  • Contents
  • Vorwort des Präsidenten
  • Sammlung
  • Ausstellungen
  • Graphische Sammlung
  • Videothek
  • Bibliothek
  • Restaurierung
  • Veranstaltungen
  • Veröffentlichungen 1988
  • Blank page
  • Kunsthausbesuch
  • Kunstgesellschaft
  • Direktion und Personal
  • Rechnung
  • Blank page
  • Part of figure
  • Hinweis auf einige Neuerwerbungen
  • Annetta Giacometti - 1902, 1921, 1958
  • Max Ernst: "Fiat modes - pereat ars"
  • The sublime is now - Barnett Newmans "The moment 1"
  • Die List des Banalen - Polkes "Neid und Habgier"
  • A. R. Penck, Weltbild, 1961
  • Zu den Zeichnungen von Enzo Cucchi
  • Neuerwerbungen der Gruppe Junge Kunst der Vereinigung Zürcher Kunstfreunde

Full text

DIE LIST DES BANALEN — 
POLKES «NEID UND HABGIER» 
Die Nachkriegszeit war geprägt von der Ernsthaftigkeit 
des Existentialismus und — zumal in Europa — von einer 
Neubelebung humanistischer Werte. Barnett Newman 
will in seinen Bildern eine Dimension des Geistigen 
sinnlich erfahrbar machen als eigene Realität des Be- 
wusstseins, die für den Menschen nicht minder wirklich 
und wesentlich ist als das Materielle. Der hohe idealisti- 
sche Anspruch, der hier der Kunst zukommt, geriet mit 
dem gewaltigen Aufblühen einer auf rasche, hedonistische 
Sinnesbefriedigung gerichteten Konsum- und Wegwerf- 
kultur zunehmend in Widerspruch zu einer oberflächlich 
glänzend verführerischen Warenästhetik. Die Pop Art hat 
diese teils verherrlicht, teils ironisiert, teils kritisch ent- 
larvt. Die Spannung zwischen ihrer banalen Alltäglichkeit 
und dem transzendenten Anspruch der Kunst steht im 
Zentrum der Arbeit Sigmar Polkes; «Neid und Habgier» 
kann als Musterbeispiel dafür dienen. 
Die Dualität des Bildes beginnt bereits bei seinem 
kuriosen Träger, der aus zwei verschiedenen Dekorations- 
stoffen zusammengenäht ist. Ihre billige Qualität steht 
in kreischendem Widerspruch zu dem penetrant edel 
kostbaren Rotpurpur der oberen, «himmlischen» Bahn; 
orange-goldene Pigmentwölklein und Sternchen verstär- 
ken die Erinnerung an liturgische Gewänder. Auch das 
rätselhafte Gewebe senkrechter Spitzen lässt Erhabenes 
wie den Mailänder Dom anklingen. Doch alle diese sub- 
sakralen Assoziationen bleiben im Unbestimmten; es 
sind Leerformeln oder Zeichen, denen ım geistigen Haus- 
halt nur noch ein unbesetzter Ort statt verbindlicher 
Bedeutungen entsprechen. Diese kippen denn auch un- 
versehens in andere Bezugsfelder: den Glamour der 
Schickeria der Fifth Avenue, den Reflexen des Abendrotes 
auf den Finanzkathedralen Manhattans einer Zigaretten- 
reklame. Der Schritt vom Erhabenen zum Lächerlichen 
wird hier vorprogrammiert und uneindeutig: das Reli- 
giöse ist zur leeren Hülse verkommen, die glitzernden 
Kapitalakkumulationen entbehren von vorneherein des 
geistigen Tiefganges, entsprechen aber tatsächlicher 
Macht. Dass diese Situation nicht ungefährlich ist, er- 
hellt ein dritter Assoziationsbereich: die Farben wirken 
giftig, die schwarzen Zacken wie zerfressene Stalaktiten 
eine von Umweltzerstörung leuchtende Endzeitland 
schaft. 
Dieser obere Bereich tritt nun in ein Spannungsver 
hältnis zum Vordergrund auf der unteren Stoffbahn; 
ihr irdisches Würmchen-Muster ist durch eine kalkige 
Schicht weitgehend zugemalt. Darauf balgen sich die 
zwei Hunde um den Knochen; ihr Aufbau aus Raster 
punkten nimmt ihnen ihre Präsenz. Solche durch starke 
Vergrösserung verdünnte Derivate von schlechten Repro 
duktionen rücken das ungeheure Überhandnehmen des 
bloss Vermittelten gegenüber dem tatsächlich selbst Er 
lebten in der herrschenden Mediengesellschaft ins Bild 
eine Entwicklung, die gerade für die Kunst mit ihrem 
Ursprünglichkeits- und Unmittelbarkeitspathos beden 
kenswert sein sollte. So sind auch die Hunde von un 
mittelbarer Erfahrung entleerte Zeichen ohne Plastizität 
und Tiefe, abgegriffen wie ein Sprichwort, und ihre Wirk 
lichkeit nur der banale Rasterdruck, der sich zu einem 
Eigenwert verselbständigt und unkontrollierbare Neben 
produkte, wie die Vögelein, generiert. Ihre gleichnishafte 
Aussage über das menschliche Verhalten gibt sich, wie 
der Titel verdeutlicht, moralisch tadelnd; da dieses abeı 
zugleich als natürlich tierisch hingestellt wird, wirkt es 
eher resignativ, wie viele Redensarten: zwar verwerflich, 
aber als naturgegeben nicht zu ändern. Wie zwei Folien 
liegen nun diese alltägliche Oberfläche und jene erhabene 
Schicht aufeinander und kommentieren sich gegenseitig 
kritisch: trotz des Sakralen herrscht Neid und Habgier. 
sie bestimmen Dallas und Denver und fördern die Um 
weltzerstörung. 
Die Idee zu den sich um den Knochen zankenden 
Hunden fand Polke in Pieter Brueghels Sprichwörter 
Bild in Berlin, eine Darstellung der verkehrten Welt, in 
der merkwürdig distanziert und sarkastisch kühl die 
Dummheiten und Bosheiten der Menschen aufgezählt 
werden. Die Auflösung weltanschaulicher Bindungen. 
die bis in die chaotische Zersetzung der Raumstrukturen 
fühlbar werden, kennzeichnet den geistigen Hintergrund 
auch jenes nachreformatorischen Bildes, das volkstüm- 
liche Motive aus niedrigen Gattungen aufgreift und mit 
raffiniert denaturierten künstlerischen Mitteln kritisch 
verfremdet. Kommt man von der bunten Pracht und de!
	        

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