23
Gesellschaften gestellt und angenommen worden. Der Vorstand
[hrer Gesellschaft zeigte sich derselben nicht abgeneigt, und
zwar aus folgenden Gründen:
Die Art und Weise, wie die Künstlergesellschaft anlässlich
der Meinungsverschiedenheiten, welche zur Bildung einer zweiten
Vereinigung für bildende Kunst geführt hatten, in der Presse
angegriffen worden war, ist von Ihrem Vorstand natürlich in be-
sonderem Masse empfunden worden; er glaubte aber der Gesell-
schaft so viel Selbstverläugnung schuldig zu sein, persönliche
Empfindungen den bleibenden Interessen der Gesellschaft und
Jer Kunst unterordnen zu müssen. Diese scheinen uns durch-
aus eine Vereinigung zu erheischen, denn keine Gesellschaft
wäre für sich allein stark genug, auf die Dauer zu prosperiren.
Die eine leidet an zu kleiner Mitgliederzahl, während sie sich
allerdings eines schönen Sitzes, einer Sammlung und eines 100-
jährigen verdienten oder unverdienten Ansehens erfreut; die
andere ist rasch reich an Mitgliedern geworden und hat eine ge-
waltige Initiative entwickelt, aber ihre Tätigkeit ruht in wenigen
Händen, die auch wieder müde werden können und sie entbehrt
trotz glänzender geselligen Veranstaltungen jedes engern Zu-
sammenhangs ihrer Mitglieder. Auf der andern Seite mussten
wir bei aller Anhänglichkeit an unsern alten Stammsitz immer
mehr zur Überzeugung gelangen, dass ein grosser Teil auch
unsrer Mitglieder die Erstellung nicht bloss eines Ausstellungs-
sondern eines grössern Kunstgebäudes im Zentrum ‘der Stadt
wünsche. Dieses zu errichten und zu erhalten, die Sammlung
zu mehren und Ausstellungen zu veranstalten, vermag nur ein
alle Kunstfreunde Zürichs umspannender grosser Verein und um
dieses Ziel zu erreichen, ist somit die Vereinigung wohl das
einzig zweckmässige Mittel. Eine Zeit lang dachte man aller-
dings auch an friedlich schiedlich getrennte Organisationen mit
vereinigten Mitteln in einem Gebäude, wenigstens als Übergangs-
stadium; aber es mag sein, dass dies eine etwas komplizirte Kin-
zichtung geworden wäre und der Gedanke ist deshalb fallen ge-
lassen worden.
Sobald die vollständige Verschmelzung ins Auge gefasst
ward, musste man darüber klar werden, dass damit der bisherige
Rahmen der Künstler- Gesellschafts - Traditionen viel zu eng und