Wände ftrahlten im Glanz einer grün- und rotblumigen Tapete. 
An klobigen Nägeln hingen des Schneiders Schnittmufter, Scheeren 
und Elle; bei der Küchentür über dem KundenfelTel hing, am 
Ehrenplab, die Photographie des Gemifchten Chors. Durch das 
Fenfter, das auf die Laube ging, fiel das Licht pon rechts auf 
den mächtigen Arbeitstifch; dem Fenfter gegenüber ftand hart 
neben dem Tifch ein Schrank, defTen Türen beim Oeffnen knapp 
an der Tifchplatte porbeirieben und neben dem Schrank glühte 
der kleine eiferne Ofen. Die Laubentür irar Perglaft. So ipar 
in dem Stübchen eine nette Helligkeit; aber ipeil der Meifter der 
frifchen Luft alle möglichen Untugenden zufchrieb und die Fenfter 
mit allen erdenklichen Liften zuzuhalten ipußte, eine jämmer- 
liehe Atmungsgelegenheit. 
„Die perdammten Buben!” 
Mißlaunig holte Gottlob Schleicher fein Kohlenbügeleifen Pom 
Schrank herunter und füllte es mit Glut aus dem Ofen. Dann 
fchipang er es auf der Laube einige ziranzig Mal hin und her, 
neftte bedächtig feinen Zeigefinger, fuhr porfichtig über die 
Bügelfläche und brachte ein gutes Zifchen zurpege. In feiner 
Werkftatt faltete er ein Paar Hofen umftändlich auf den Tifch, 
legte ein fchiparzes Schußtuch darüber und bügelte mit Piel An- 
ftrengung und genug Waffer Pier porzügliche Bügelfalten. 
Bei feiner Arbeit rpar Gottlob Schleicher mit feinen Gedanken 
allein. 
„Die perdammten Buben! Seinerzeit.. .” 
Da ging ihm ein Begegnis durch den Sinn, das er gerne per- 
gellen hätte und das ihm doch ipieder aufkam. 
Die Bäume blühten. Hinter dem „Hohren” ftand eine Kutfche. 
Der Gaul fcharrte ungeduldig. Auf dem Bremsbacken lag ein 
glimmender Zigarrenftummel, Weiß der Teufel ipas den Schlin- 
gel, den Gottlob Schleicher, ankam. Auf einmal ftak der Stum 
mel ziPifchen Lederzeug und Pferdefell. Der Bub aber ftand 
hinterm Brunnenftock und ipartete und fah zu, rpie der Gaul Reiß 
aus nahm und Leute aus dem „Hohren” kürzten dem herren- 
lofen Gefährt nach. Der Gottlob Schleicher ift nie mit dem Gefeft 
und feinen Vertretern in Konflikt gekommen, aber feit jenem 
Jugendftreich hat er ein Perdammt empfindliches Gerpiffen und 
die Sache rpill fleh ihm nicht perjähren. Schließlich hat ja nie-
	        
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