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herein zu isolieren. Es ist ja auch selbstverständlich, daß sie An
schauungen und Tendenzen, die ihr zur Gefahr werden könnten,
die ihr kritisch oder gar feindlich gegenüberstehen, unterdrückt und,
wenn nötig, auch vernichtet; daß sie jedoch Bestrebungen, die ihre
Macht stützen, bejahen oder wenigstens nicht in Frage stellen,
fördert und züchtet. Dies ist umso leichter möglich, als der Kunst
schaffende stets dazu neigt, seine höchstens indirekt wirksame und
unter allen Umständen an sich machtlose Tätigkeit in Verbindung
mit jenen Kreisen zu bringen, die im Besitz der Macht sind, damit
er sich und sein Tun für wichtig, für weltverändernd und unent
behrlich halten kann. Mit Eifersucht erfüllt ihn jeder Versuch, ohne
seine Hilfe auf dieser Welt etwas zu ändern. Er behauptet z. B.
(wenn es ihm schlecht geht), eine Revolution, die sich seiner
Werke nicht annimmt, das sei gar keine, oder (wenn es ihm gut
geht): diese Welt mit Schuhsohlen, Schaufenstern, Feld-, Industrie-
und Büroarbeit, das sei gar nicht die richtige Welt, die sich aus
Ansichten, Auffassungen, Psychologien und Philosophien, Abstrak
tionen und Problemen zusammensetze, die es wahrhaft zu revo
lutionieren gelte.
Zusammenfassend läßt sich sagen: Für welche Klasse auch
immer, mit wie lauteren oder spekulativen Absichten auch immer
der Künstler sich heute betätigt, er spielt eine Rolle, die im kläg
lichsten Verhältnis zu den erzieherischen und vorwärtstreibenden
Möglichkeiten steht, die sein Beruf mehr als irgendein anderer
in sich schließt, und so erklärt sich, daß die stärksten und ehr
lichsten Vertreter heutiger Kunst sich mit den Problemen der Selbst
verachtung und der Fragwürdigkeit des Wertes künstlerischer Pro
duktion überhaupt auseinandersetzen. Diese Auseinandersetzungen
führten zunächst und werden immer wieder zu negativen Ergeb
nissen führen, bis die Erkenntnis sich einstellt, daß heute jedes und
alle Probleme im Negativen enden — solange Herz und Hirn sich
dem einzig positiven Inhalt unserer Geschichtsepoche verschließt:
Der Idee des Kommunismus.
II. Der Weg des Künstlers zum Kommunismus.
Der Künstler ist ein Arbeiter, und er wird wie andere aus
gebeutet. Trotzdem ist er kein Proletarier, denn seine Freuden und
Leiden, seine Niederlagen und Erfolge sind nicht so wie beim Pro
letarier diejenigen seiner Kameraden. Er hat keine Kameraden, son
dern Rivalen und Konkurrenten; seine Existenz ist bürgerlich.
Darum kann nicht gesprochen werden vom Weg „der Künstler“
zum Kommunismus (etwa wie bei den Fabrikarbeitern,
den Landarbeitern oder auch den Angestellten und Beam-