Full text: Gesellschaft, Künstler und Kommunismus

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dabei kann einem nichts passieren, hübsch in der Schreibstube, da 
kann man den Krieg und die Revolution aushalten!“ Liebe Ge 
nossen, wenn einem nichts passiert, so ist das vielleicht ein Beweis 
dafür, daß die Feder nicht scharf genug, der Pinsel nicht rück 
sichtslos genug war, um die Bourgeoisie zu treffen; dann ist euer 
Vorwurf gerechtfertigt. Das ist aber kein Grund, um aufzuhören 
mit Schreiben, Zeichnen oder Malen — sondern nur Grund, es 
künftig besser zu machen. Wenn einem (sei es am Schreibtisch 
oder in „vorderster Front“) etwas passiert, so mag das ehrend sein 
— ein Verdienst ist es nicht. Es kommt nicht auf das Schicksal an, 
sondern auf die Leistung. Wer an der roten Front gewesen ist, 
wird nicht behaupten, daß die Gefangenen und Toten bessere Sol 
daten waren als die andern. Und die Wut der Bourgeoisie ist 
ebenso blind wie die Splitter der Granaten. Das beweisen die 
vielen, die sie noch nicht umbrachte und die vielen, die ins Gras 
beißen mußten und nicht wußten, warum. 
Konflikt mit den Gesetzen ist als Ziel lächerlich, als Begleit 
erscheinung des Kampfes ganz selbstverständlich, aber nicht viel 
besagend. Es ist leicht und braucht keine revolutionäre Tat zu 
sein, den Staatsanwalt oder die Kugel eines Weißgardisten heraus- 
zufordern, es ist unendlich viel schwerer und geschieht daher viel 
seltener, die Bourgeoisie und ihr System so nackt, so eindeutig, 
zwingend und unwiderlegbar, so deutlich, jedem verständlich und 
wahrnehmbar zu demaskieren, daß ein jeder sie erkennt als das, 
was sie ist: als Zerstörerin allen Glücks, aller Gerechtigkeit und 
Freiheit, als Blutsaugerin an der Gegenwart jedes einzelnen, als 
Meuchelmörderin an der Zukunft aller Generationen! 
Das zu tun und nichts anderes, ist die historische Aufgabe, die 
revolutionäre Pflicht derjenigen, welche die Befähigung! dazu in 
sich tragen, der kommunistischen Künstler! 
Wenn irgend eine Aufgabe während der deutschen Revolution 
liegen blieb, ja überhaupt kaum als solche erkannt worden ist, 
so ist es diese. Wo sind die Romane, die Erzählungen, Theater 
stücke und Gedichte, die dem politisch Gleichgültigen, Verkleister 
ten oder Mutlosen die Zusammenhänge aufzeigen? Die ihn ge 
fühlsmäßig dahin führen, daß die politischen Begriffe aus den ver 
schiedenen Lagern für ihn überhaupt erst einmal realen Inhalt be 
kommen, daß er aufnahmefähig wird für die kommunistische Idee, 
daß er die nötige Einsicht gjewinnt, um sich gegen das tägliche 
Gift der bourgeoisen Presse und der durch sie gezüchteten Ansich 
ten in und um sich zu wehren. Wo sind die Schriftsteller, die wie 
mit Scheinwerfern hinter die Kulissen der Banken, der Großindu 
strie, der Börse, der Diplomatie und des Handels leuchten, auf daß
	        
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