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zanschen Generale durchaus keinen Zwang bei der Emission von Papiergeld auf,
und keiner von ihnen war so dumm, seine Vorräte an Gold nur des Kurses wegen
in Umlauf zu setzen. Von ihrem Standpunkt aus handelten sie durchaus richtig.
Dem Proletarierstaat eine Devalvation zu empfehlen in einer Zeit, wo er kein
Gleichgewicht in seinem Budget hat, wo die Summe der Werte, die der Entnahme
von der Kleinproduktion unterliegt (abzüglich Naturalsteuer), nicht gleich ist der
Summe der Werte, welche in der Form des Warenaustausches an die Bauernschaft
gehen, das hieße dem Staate eine doppelte Provokation einrichten. Die erste Provo
kation besteht darin, daß der Staat aufgefordert wird, die Inflation einzustellen,
wo er keine andere Einnahmequelle hat, welche die in Emissionen bestehende Ein
nahme ihm ersetzen könnte. Die zweite Provokation besteht darin, daß dem Staate
vorgeschlagen wird, Metall in Umlauf zu setzen unter Bedingungen, wo es noch
keinen Anhalt für die Schaffung einer festen Währung gibt, und wo das ganze
Metall von den Besitzern des Papiergeldes geraubt werden wird und auf diese
Weise im Interesse der kleinen und mittleren Bourgeoisie eine Expropriation des
staatlichen Metallfonds vor sich gehen wird.
Den zweiten Fehler machen diejenigen Genossen, welche den Tod des Papier
geldumlaufs beinahe schon im ersten oder zweiten Jahre der Proletarierdiktattur
erwarten. Sie vergessen dabei, daß der Geldumlauf nicht liquidiert werden kann,
solange der Austausch innerhalb der kleinen Produktion selbst und der Klein
handel überhaupt vorhanden sind.
Mag das Geld abgeschafft sein bei internen Verrechnungen unter sozialisierten
Unternehmungen, mag es abgeschafft sein beim Umsatz zwischen kleinen Unter
nehmungen und dem Staat, was schon eines viel längeren Zeitraumes bedarf und
von Riesenerfolgen in der sozialistischen Verteilung abhängt; mag es ferner ab
geschafft sein bei den Verrechnungen des Staates mit den Arbeitern und der Ar
beitslohn ganz bis auf Kleinigkeiten naturalisiert sein, was noch längerer Zeit be
darf, — es bleibt bei alledem das Gebiet des Austausches des Handwerks mit der
Bauernwirtschaft und der Austausch innerhalb der Bauernwirtschaft selbst. Zu
diesem Austausch bedarf es des Geldes. Wir wollen davon gar nicht sprechen,
wie weüt es für den Staat zweckentsprechend ist, durch seine Anstalten für die
Arbeiter Produkte von der Wichtigkeit zweiten und dritten Grades herbeizuschaffen,
und ob es nicht zweckdienlicher ist, einen gewissen kleinen Teil des Arbeitslohnes
in Form von Geld auszuzahlen, damit die Arbeiter für diese Summe beim Bauer
Produkte kaufen könnten, welche und wo sie wollen. Das kann sich vorteil
hafter erweisen, als überflüssige Anstalten für Anschaffung, Aufbewahrung und
Verteilung von Produkten zweitgradiger Wichtigkeit zu unterhalten und als be
quemer für die Arbeiter in dem Sinne einer größeren und freieren Auswahl von
Produkten.
Die vorzeitige Bestattung des Geldumlaufs ruft eine ziemlich leichtsinnige Ver
wendung des heutigen Papiergeldes hervor, führt zu einer Reihe von Fehlern in
der praktischen Finanzpolitik und zerstört den Trieb zu einem gründlichen Studium
der Rolle des Geldes während der Diktatur des Proletariats.
Die russischen Kommunisten haben an dieser Krankheit gelitten und sind von
ihr geheilt worden, nicht ohne ein gewisses Lehrgeld zu zahlen. Die Kommunisten
anderer Länder brauchen unsere Fehler nicht zu wiederholen. Und wenn man in
den Ländern Europas nach der proletarischen Revolution wieder mit Papiergeld-
inflation beginnen wird, um alles, was irgend möglich, aus dem Umlauf heraus