Volltext: Der Ararat (1 (1920), 7)

Chagall von Th. Däubler <mit 9 Abb.>. 
Paul Gösch von A. Behne <mit 5 Abb.>. 
Das Kunstblatt. (Kiepenheuer, Potsdam). 
März 1920. Heft 3. 
Aussprache an eine imaginäre Versammlung 
junger Architekten von H. de Fries. 
Der etwas magere Kern dieser rhetorischen Expek- 
toration: Die Architektur ist eine Raumkunst. Der 
Architekt muß seine Persönlichkeit ausbauen. 
Neue Kunst in Hannover von E. Steinitz, 
Kinderaufsätze. 
Über den Infantilismus in der neuen Kunst 
von L. Zahn. 
Zwei chinesische Idealporträte von A. Salmony. 
Kunst und Künstler. <Br. Cassirer, Berlin) 
XVIII. Jhrg. Heft 5. 
Karl Lud wig Sc he ff ler: Ernst Ludwig 
Kirchner. 
t 
Karl Scheffler hat gewiß als gepflegter, warmfühlender 
Anwalt des Impressionismus — vor allem des Berliner Im- 
pressionismus um Liebermann — seine Meriten. Heute 
ein schon automatischer Apologet des Impressionismus, 
aber bestrebt, sich den Zeitläuften anzupassen, schreibt 
er auch über neue Kunst, zu der ihm sein Alter, seine 
Vergangenheit, seine Gesinnung kein natürliches Ver- 
hältnis gewinnen lassen. So taumelt er denn auch in 
seinem Kirchner-Aufsatz von Mißverständnis zu Miß 
verständnis, krampfhaft bemüht, dem Impressionismus auf 
Kosten des Expressionismus noch rasch ein Lorbeerreislein 
zu pflücken. Unter seinen die Entwicklungstatsachen 
knetenden Händen wird aus dem Expressionismus eine 
revolutionär tuende Epigonenkunst, die in der Dankes 
schuld der reichen impressionistischen Väter steht. — 
Eine offene, derbe Absage an den Expressionismus wäre 
männlicher und ehrlicher wie diese scheinheilige Diplo 
matie der halben Zugeständnisse. 
Feuer. Saarbrücken. I. Jhrg. Heft 2/3. Das 
Wesen der Bildhauerei von Daniel Henry. 
Unterschied zwischen angewandten bildenden Künsten 
(Architektur und Tektonik) und darstellenden bildenden 
Künsten: Ursprung dieser: Gesichtsanregungen. „Dar 
stellender Künstler ist der, dem Sichtbares sich aufdrängt 
mit dem stürmenden Schrei nach Festhaltung, nach Ver- 
ewigung. Ursprung jener: rein innerliches Sehen ohne 
optischen Reiz von außen. 
Plastik und Malerei: Beim Gemälde ist das Licht 
Schein, bei der Plastik Wirklichkeit. 
Relief: dreiseitig. Rundplastik: vierseitig. „Nur die 
Rundplastik besitzt das Merkmal der wahren Drei 
dimensionalität, des Kubischen. Scheidelinie zwischen 
Malerei und Relief einerseits, Rundplastik andererseits: 
Die Malerei und das Relief schaffen ihren Eigenraum 
(Scheinraum). Die Rundplastik steht im allgemeinen 
Raum (wie auch Architektur und Tektonik). „Die Bild 
hauerei soll stolz im Raum ragen/' Sie darf nicht 
fürchten, im Sehbild des Beschauers sich zu vermischen 
mit anderen Körpern, die hinter ihr auftauchen. So stark 
muß ihr Eigenleben sein, daß sie siegreich stets doch sich 
sondert. Ihr Streben wird nach diesen Eigenschaften 
trachten müssen. Vor allem wird sie sich bemühen, daß 
sie augenfällig als Kunstwerk, als Schein sich kennzeichne, 
daß sie sich deutlich von der sie umgebenden Körperwelt 
unterscheide (Mittel zur Sdheinwirkung: Einfarbigkeit^ 
sehr große oder sehr kleine Dimension, Beschränkung 
auf die Büste, der Sockel)* Der Bildhauerei gemeinsam 
mit Architektur und Tektonik: Streben nach Regele 
mäßigkeit. Verformung. „Verschieden ist nur der Grad 
der Verformung, abhängig vom Zwecke, dem die Bild 
hauerei im Geistesleben der Zeit dient." Bildhauerei, 
die sich einen Scheinraum schafft, gehört der Malerei an. 
Die Bildhauerei des christlichen Europas ist fast nur Relief 
malerei (nicht kubisch^bildnerisch, sondern silhouettenhaft 
malerisch). Äusserste Entwicklung: Medardo Rosso 
und die von ihm ausgehenden futuristischen Bildhauer 
(z. B. Boccioni). 
Heft 4: Das junge Rheinland von R. Reidce. 
Objektive Kunstbetrachtung und subjektive 
Kunstpolitik von Dr. Fritz Hoeber. 
♦ 
DIE ARCHE. 
Expressionismus, Straße, Sittlichkeit. 
„Das Volk steht auf — der Sturm bricht los/' 
Ein Kunsthändler, den Sonntag heiligend, 
wird ans Telephon gerufen. 
Ein Polizeibeamter, diensttuend, meldet bei* 
läufig: Erregte Massen sammeln sich vor den 
Auslagefenstern der Kunsthandlung im Luitpold* 
block, um an einigen dort ausgestellten Porno 
graphien sittlichen Anstoß zu nehmen, und zwar 
mit einer Vehemenz, die der Integrität der 
Fensterscheiben von Minute zu Minute be 
drohlicher werde. 
Der Kunsthändler, also gewarnt, begibt sich 
mit gebotener Eile auf den Schauplatz der Er* 
eignisse, preist, dort angelangt, seinen Gott, daß 
er seine Kunsthandlung nicht nur noch un* 
versehrt, sondern den Zenit der Gefahr auch 
überschritten findet — dank der Ostjudenfrage, 
die die Gemüter der Demonstranten auf ein 
anderes Gebiet abgelenkt hat.
	        
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