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In seinen Auslagen nach unsittlichen corpora der keuschen Volksseele sich schämend, dankt
delicti fahndend, befällt ihn Verlegenheit, da dem Auge, läßt das inkriminierte Blatt —
eine
er weder die Aktzeichnungen von Pechstein, Radierung Josef Eberz — aus der Auslage ent*
noch die Radierungen von Eberz als porno* fernen und gibt es zum Klischierer, um es im
graphisch empfindet. Bedenkend, daß der Name „Ararat" einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich
Pechstein jüdischen Klang hat, erwägend, daß zu machen, die vielleicht noch nicht weiß, daß
der Antisemitismus seinen Mitbürgern eine nie sich das sittliche Empfinden der schon hervor
versiegende Quelle ihrer Emotionen ist, endlich gehobenen Volksseele auch noch an Dingen
in Rechnung stellend, daß eine Gleichung Akt* anstößt, die abgebrühten Intellektuellen un*
Zeichnungen = Nuditäten nur volkstümlich wäre, verfänglich erscheinen.
entfernt er zwei Pechsteine aus dem Schaufenster.
Am anderenTage. DerKunsthändler raucht mit
gutem Gewissen, wie es das Bewußtsein erfüllt ge*
glaubter Staats*
bürgerpflicht
verleiht, eine Zi*
garre in seinem
Kontor, als ihm
der Besuch eines
Polizeifunktio*
närs gemeldet
wird. Er bittet
das Auge des
Gesetzes zu sich.
Es erscheint. Es
spricht: „Ge*
stern hab'n ma
an sch waren Tag
g'habt, von we
gen die Porno
graphien in Ihr'm
Ort der Handlung: München, Briennerstr. 8.
Zeit: 7. und 8. März 1920.
Notizen.
Die Darmstäd-
ter
veranstaltet
Sezession
vom
J. Eberz
<Zu Expressionismus, Straße, Sittlichkeit.)
Radierung
Mai bis September
auf der Mathilden-
höhe in Darmstadt
eine große Deut
sche Expressio
nistenschau. Am
Zustandekommen
der Ausstellung
sind Stadt und Staat
beteiligt, daneben
der Ständige Rat für
Kunstpflege und der
Verband der bilden
den Künstler Hes
sens. Die künst
lerische Leitung und
Geschäft. So zirka IOOO Leit hab'n uns die Verantwortung liegt ausschließlich bei der Darm*
Tür eing'rennt und sich beschwert, daß sie
an Ihnere futüristischen Sach'n sittlichen Anstoß
nehmen müssen. Sie wiss'n eh, daß mir Sie
Städter Sezession. Die Ausstellung soll ein maßgeben*
des Bild der deutschen Kunst des Augenblidts bieten.
Die Hauptmasse wird das Schaffen der Heutigen bilden,
der Führer, der namhaften Träger der Bewegung,
g'warnt hab'n. Mehr kann ma net tuan. Wann aber auch der neuen und noch nicht gewerteten Be*
Sie dann alleweil no net die futüristischen Bülder gabungen. Dazu tritt das bereits historisch gewordene
net wegrammen, nocha, mei liaba Herr, kann
ma Ihna net helf'n.
//
Material, zum Teil aus öffentlichen und privaten Samm
lungen. Die Verbindungslinien, die vom deutschen
Expressionismus zu den französischen Anregern führen,
werden nach Möglichkeit knapp angedeutet werden. Das
Frage des ratlosen Kunsthändlers: Ja, worum
handelt es sich denn eigentlich. Das Auge des Interesse, das künstlerische Kreise durch Anmeldungen
Gesetzes : „Es handelt sich um das futüristische bekunden, ist sehr lebhaft. Die meisten radikalen Künstler*
verbände Deutschlands werden mit geschlossenen korpo*
rativen Darbietungen vertreten sein. Zum Ankauf von
Werken stehen relativ beträchtliche Mittel bereit. Die
Eröffnung findet voraussichtlich am 19. Mai statt.
In den Räumen der ständigen graphischen Ausstellung
Der Kunsthändler, seiner geringen Kenntnis des Verlages Karl Lang, Darmstadt, Wilhelmstraße 4
Bild, ein Mädchen darstellend, mit gespreizten
Beinen, wo ein Mann dazwischen steht. Ma
siacht net recht, was er will, indem daß er futü-
ristisch ist, aber er will etwas."