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und melancholischen Blick der Geishas, deren
Erinnerung er bewahrt. Angel Zarraga, Me*
xikaner und Orphist, ist ein wenig schwerfällig.
Der Amerikaner Bloch stellt ein »Jüngstes Ge
richt« in der Art der deutschen Primitiven aus.
Die Amerikanerin Nelly S. Converse, die
sicherlich Gauguin liebt, zeigt sich nicht immer
unwürdig ihres Meisters.
Am Kreuzweg Europas gelegen, hallt die
Schweiz wider von Echos. Ho dl er, der Ger
mane, auf seinem Olymp thronend. Und unter
ihm, das Leben, das unaufhaltsam weiter geht.
Und dieses mangelt nicht an Interesse: wie
Stoecklin, Barraud, Blanchet, Giaco*
metti, Boßhard, Bartholdi, Lang,Gimmi,
Stoecker, Darei, Francois, Amiet und
Berger beweisen.
Und nun vor Schluß machen wir — undank
bar wie wir sind —* den Organisatoren dieses
prächtigen Salons einen leichten Vorwurf. Wa
rum hat man diesen Salon »Moderne Kunst«
genannt, wenn nur die Malerei hinreichend ver
treten ist. Wird man uns nicht eines Tages —
eines nahen Tages hoffentlich — den gegen
wärtigen Zustand der Architektur, der Graphik,
der Keramik, der Weberei, der Glaskunst, der
Juwelierkunst vorführen? Es wären auf diesem
weiten Gebiete interessante Entdeckungen zu
machen. In der Entwicklung der Werkkünste
findet man die exakteste Darstellung der wech*
selnden Psychologie der Völker.
Es ist unmöglich zu übersehen unter den aus*
gestellten Skulpturen die riesige und knollige
Siegesstatue Bourdelles, die ich nicht billigen
kann. Eine Reiterin von Chana Orloff in
viel bescheideneren Ausmaßen ist eine wahrhaft
delikate Arbeit von der Hand eines Meisters.
Graziöse, weltberühmte Figuren von B ernard.
Von Bourraine eine »Schwangere Eva«, be*
merkenswert durch die ehrliche Kraft der Fak*
tur, durch das Gleichgewicht ihrer Massen, durch
das spirituelle Licht, das über den liebevoll ge*
arbeiteten Stein sich verbreitet.
Max Goth.
<Aus »Arts et Lettres« Nr. 1, Genf.)
FRANKREICH
Pariser Ausstellungen
Die »U n a b h ä n g i g e n« <Grand*Palais>:
Vermissage am 22. Januar 1921. Der Katalog
zählt 3700 Nummern!
Figuralkompositionen von Marcel Lenoir,
Madrassi, Tornerod, Sureda, Vila, Chereau,
Gir, Beronneau, van Dongen, Tozzi, Lebasque,
Charles Guerin, Leveille, Edelmann und die
Damen Karpelesjonclard, JuliaTavernier,Thaon
d'Arnoldi, Mela Muter, Suzanne Valadon und
G. Agutte. Landschaften von Bernard*Tonblanc,
BalandeOttmann, ErnestRouart,Taquov, Denis
Valveranne, Fraye, Roger Fry, Moritlain,
Warroquier, J. Blot, Utrillo, Person, Perinet,
Thomdike, Andre et MathieuVerdilhan, Mains*
sieux, Peske, Trochain und die Damen Haas,
Raolin, Dannenberg, Yvonne, Hannriot.
Die alte Garde von 1886 und 1892 ist ver*
treten durch Signac, Luce, Serusier, Petitjean,
Valat usw.
Skulpturen von Guenot, Swieczniski, Popi*
neau, Charavel, Pina und Sanpique.
Monet <Galerie Bernheim), 40 vorzüglich
ausgewählte Gemälde, eine Repräsentation aller
Epochen des Meisters von 1874 bis auf den
heutigen Tag.
»Exposition anonyme« <Galerie Dewam*
bez>. Als Veranstalter zeichnet der Dichter
Charles Vildraq, der sein Vergehen mit folgen*
den Worten rechtfertigt: »Es handelt sich um
einen Protest gegen die leidige Gewohnheit des
Publikums, der Kritik und der Händler, die darin
besteht, erst dann sich über ein Werk auszu*
sprechen, wenn man die Signatur gesehen hat.
Die Anonymität kann eine Sicherung gegen
diese unkünstlerische Gewohnheit sein. Endlich
ist es nicht unmöglich, daß sich ein Künstler
findet, der an dem Tag, an dem er aufhört zu
signieren, von den Verpflichtungen befreit ist,
die ihm von seinen vorangehenden Erfolgen
auferlegt werden.«