Volltext: Zweiter Jahrgang (2(1921))

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zusammen komponierte,* alles was die Stadt 
wünscht, findet sich in dieser um ein 5000 qm 
großesWasserbassin hufeisenförmig gruppierten 
Bauanlage vor, ohne daß einerseits tote Ein 
schnitte, andererseits unruhige Ineinanderschach 
telungen zu bemerken wären. 
Was die Innenkonstruktion anbelangt, so 
waren hier besonders die Wünsche des Haager 
Gemeindemuseumleiters Dr. van Gelder maß 
gebend. Er, der ein Feind des modernen nur 
zu oft einem bloßen Stapelhause gleichenden 
Museums ist und darauf hin arbeitet, aus Mu« 
seen wieder Pflegstätten einer edlen Gemüts 
kultur zu machen, legt darauf Wert, daß sich in 
den Museumssälen die Menge der Besucher 
nicht durch Lärm und Gedränge am Schauens- 
genusse hindert, daß sich vielmehr ein jeder nach 
Möglichkeit mit dem Bilde, das er betrachtet, 
von der Mitwelt abschließen kann. Die hiermit 
gestellte Aufgabe löst Berlage in der Weise, 
daß er nicht große ineinander mündende Säle 
anlegt, sondern lauter kleine Einzelräume, ge 
wissermaßen Zellen oder Kojen, an denen ent 
lang der Korridor für die Schaulustigen hinläuft. 
Dieser Korridor ist mit Absicht nur gering be* 
lichtet,* das von oben, seitwärts einfallende Licht 
ergießt sich lediglich in die Zellengemächer, so 
daß der Besucher, vom Dunklen ins Helle blik* 
kend, und ohne daß ihm die Helligkeit etwa 
blendete, den schönsten und optisch bequemsten 
Anblick der ausgestellten Kunstwerke gewinnen 
kann. Viel wäre noch über den großen, tempel 
artigen Mittelraum zu sagen, der sich an dem 
Punkte erhebt, wo die beiden Arme des Huf* 
eisens sich vereinigen,* er beherrscht die ganze 
Bauanlage äußerlich durch dieHöhe seines runden 
Kuppeldaches und er beherrscht sie innerlich 
durch die Harmonie, durch die edle Gewölbe* 
form seiner Wände, Pfeiler, Nischen, Pforten. 
Es krönt sich in ihm der Geist, welcher sicht* 
barlich die gesamte Bauschöpfung erdacht hat 
und durch waltet, einGeist der Freiheit und Sach* 
lichkeit, des Billigkeitssinnes und Weltbürger* 
tums. Keine Anleihe sieht man hier bei der 
Vergangenheit gemacht, kein unnützes Schnör* 
kelwerk drängt sich vor, keine Sucht nach irgend 
einer besonderen engvaterländischen Stilgebung 
führt das Wort, sondern alles wiegt sich gediegen 
und erdenfest im Lichte klarer, geläuterter, über* 
legener Vernünftigkeit. Ein Stück Holländer* 
tum fand in dieser Bauleistung ihr Gleichnis, 
das als das allerbeste und wertvollste ange* 
sprochen werden darf. 
Im Haag. F. M. Huebner. 
Anmerkung der Red.: H. P. Berlage hat schon eine 
Reihe momumentaler Bauaufgaben gelöst/ so z. B. die 
Amsterdamer Börse und die Börsenpassage, das Lebens 
versicherungs-Gebäude in Leipzig usw. Eine theoretische 
Schrift von ihm »Grundlagen und Entwicklung der Archi 
tektur« ist bei Julius Bard, Berlin, erschienen. 
Berlage, Gipsmodell eines Museumsbaues für die Stadt Haag
	        
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