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flüchtige Assoziationen an kultiviertestes Paris
erscheinenden Mädchengestalten, in grauen und
rosa Tönen von vollkommenem Geschmack,
und ihre Vorliebe für Hündchen,- hier spielen
sie durcheinander in traumhaft zarten Visionen.
Liebe zu den guten und noblen Tieren hat diese
Zeichnungen geschaffen,- Tiere von einer unbe
stimmten Rasse, aber unendlicher Anmut und
Liebenswürdigkeit, die noch im Paradiese leben,-
Hunde, wie sie etwa das ideale Boudoir einer
nicht existierenden allerschönsten Frau ge*
brauchen könnte. Diese Idealität des Mondänen
ist ja Marie Laurencins Stärke, und um ihrer
Vollkommenheit willen lieben wir sie. »Was
aber schön ist, selig ist es in ihm selbst«.
Paul F. Schmidt.
Die Schaffenden.
II. Jahrgang. 4 Mappen mit Originalgraphik.
Verlag Kiepenheuer, Potsdam 1920.
Paul Westheim hatte einen guten Gedanken,-
da schuf er die »Schaffenden«. Wenn man be
denkt, daß man für 1000 M. (Papierwährung)
in vier Mappen des Jahres 40 signierte Original
graphiken erhält, und daß darunter viele Blätter
unserer besten Künstler sind, so darf man sich
wirklich beglückwünschen, dergleichen bekommen
zu dürfen. Die Zwickmühle ist nur die: im
freien Verkauf kriegt kein Mensch heute von
einem halbwegs ernsthaftem Künstler Original
graphik zu 25 M.,- will er solche aber, so muß
er sich auf Gnade und Ungnade der Führung
Westheims an vertrauen und nehmen, was ihm
der Verlag Kiepenheuer beschert. Der Dreh
punkt heißt also: ob man sich mit der Auswahl
jener Mappen identifizieren kann. Selbstver*
stündlich wird das kein Mensch mit allen 40,
80 usw. Blättern tun können <es sind schon zwei
Jahrgänge erschienen)und im ersten Jahre gab
es auch einen ganz stattlichen Ballast von Ent*
behrens wertem. Aber der zweite Jahrgang <1920)
hat sich gebessert,- ich glaube für die Mehrzahl
der Liebhaber annähernd das Wort ergreifen
zu dürfen, wenn ich meine, daß wohl mehr als
die Hälfte der Sachen willkommen sind für eine
Graphiksammlung, die auf Qualität hält. Und
das ist viel, bedenkt man, daß vermutlich für die
Künstler nicht sehr viel herausspringt und die
Versuchung mithin naheliegt, nicht Vollwertiges
zu liefern. Besonders angenehm berührt es,
daß nicht nur die Führer unserer Generation
mit schönen Blättern auftreten (Lehmbruck,
Heckei, Schmidt*Rottluff, G. Grosz usw.), son
dern auch sehr beachtenswerte Neulinge wie
Walter Becker und Carl Crodel und eine
Reihe Ausländer, von denen H. Huber, F.
Leger, Bela Czobel und Capek (Tscheche) ge*
nannt seien,- Beweis, daß die Kunst Gottlob
beginnt, die widersinnigen Nationalschranken
einzureißen.
Nun mag der dritte Jahrgang in gleichem
Maße über den zweiten hinauswachsen wie
dieser über den ersten! Paul F. Schmidt.
Parzinger: Kinder am Nachmittag
(Graphische Capriccios Opus III. Goltz*Verlag
München 1921)
Parzinger, ein neuer Mann, der uns Neues
bringt. Der Wille zur Strenge und zur Regel,
aus dem Geist des Kubismus und des jungen
Italiens geboren, ist in ihm mächtig. Die ge
schlossene Naturform ist — wie auch bei den
»Metaphysikern« der Valori*Plasticigruppe —
wieder hergestellt. An Stelle des Kubus tritt
die Kugel. Perspektive und Schlagschatten —
beides vom Kubismus als etwas Akzessorisches
verworfen — wirken hier in stärkster Betonung
wie neue, sensationelle Entdeckungen.
Das Besondere an diesen Lithographien ist
aber, wie hier formale Strenge und Askese der
Mittel zur Quelle neuer Reize werden, die viel*
leicht etwas gefährlich zum Dekorativ*Ge*
schmackvollen tendieren. Der junge Mann mag
sich vor den Verführungen seines geschmeidigen
Talentes in acht nehmen. L. Z.