I
MALER UND NATUR
Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde, ließ
aufgehn Kraut, das sich besaamete und Bäume,
die da Früchte trugen, schuf große Walfische
und Getier, das das Wasser erreget, allerlei
Vögel und Tiere auf Erden.
Und Gott sah, daß es gut war.
Du möchtest diese herrliche Schöpfung, an der Gott selbst Gefallen hatte, sehen wie Adam sie
sah zum erstenmal, als er die Augen auftat und ihm Macht gegeben war, all den Bäumen und
Kräutern, all den Vögeln und dem Vieh ihre Namen zu geben. Und manchmal gelingt es dir
an einem ganz frühen Morgen ehe das Leben erwacht, oder mehr noch am Abend, wenn die
Sonne schon untergegangen ist, aber die Nacht noch nicht da ist, und jedes Ding jetzt dasteht,
prangend in seiner ihm eigentümlichen Farbe und Gestalt: die Wiese smaragdgrün, malvenfarbig
der Acker und das Rind in sanftem Braun.
Dann spannst du den Abglanz des Paradieses. Dann enthüllt sich dir im Anschaun die reine
Form der Dinge.
Oder ein andermal geschieht es, daß dein Herz weit wird beim Anschaun der jungen Tiere, der
jungen Esel, die auf ihren kleinen Hufen daherschreiten, zierlich wie die Gazellen, der jungen
Rehe, die unter Blättern sich bergen, der weißen Lämmer und Böckchen.
Aber zumeist siehst du die Natur unter dem Schatten, der auf sie fiel, als Adam und du ab^
fielen. Du hörst das Seufzen der Kreatur und siehst ihr ängstliches Harren auf die Erlösung.
Du hörst Verzweiflung im Schrei des Esels und der Kuh, des brünstigen Hengstes und des
sterbenden Rehs. Du siehst im Blick des Hundes eine dumpfe Angst und eine entsetzliche in dem
des Rindes, das zur Schlachtbank geführt wird.