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R. Seewald Italienische Landschaft 1920
Einfachheit erschreckend neuartiges Gepräge.
Man findet Vergleichsmöglidikeiten höchstens in
den besten Sachen des Hans Jürgen v. d.Wense
oder in den Tänzen von Jossie Breling. Das
Rhythmische dominiert.
Neben Satie scheint Georges Auric die
abgeschlossenste Persönlichkeit zu sein. Er ist
brutaler und hemmungsloser als jener. Sehr
stark ist die Rhythmik und Harmonie in seinem
Foxtrot »Adieu New-York«. Der köstliche
Radau turbulenter Jazz-bands ist hier mit orF
gineller Sachlichkeit festgehalten. Wolken
kratzende Obertonschichtungen zwischen melan
cholischen Negerliedern, verstimmtes Klavier,
das im odurM)reiklang plötzlich und sehr un
angenehm cis tönen läßt. Zarter sind die »Pa=
R. Seewald Lastra 1920 (Privatbesitz Colmar)
R. Seewald Arnolandschaft 1920 (Privatbes. Colmar)
storales«, vor allem das zweite. Das dritte
kommt Bartök sehr nah.
Zwischen Auric und Debussy vermittelnd
steht Darius Milhaud. »Printemps« heißt ein
Heft mit drei eigenartigen Klaviersachen. Das
erste noch ohne Rückgrat, etwas weich und
verschwommen. Am stärksten das letzte mit
sehr eigenwilligen Folgen großer Septimen.
<Erdmann gestaltete einmal eine ganz analoge
harmonische Idee.) Milhauds Musik umweht
ein leiser Hauch exotischer Wärme, die freilich
theoretisch undefinierbar bleibt.
Sehr stark ist ein Liederheft von Francis
Poulene, genannt »Bewtiare«. Es sind sechs
Gesänge auf Dichtungen des unvergeßlichen
Guillaume Apollinaire. Neben Strawinskyschen
R. Seewald Italienisches Haus 1920