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aus Niederland, Deutschland, Belgien, Frank
reich, England. Es ist erstaunlich, mit welcher
Kennerschaft und Sachlichkeit der Korrespon
dentenstab aus den betreffenden Ländern an die
Genter Zentrale berichtet. Auch ein Deutscher
könnte nicht bündiger und urteilsreifer über die
laufenden künstlerischen und litterarischen Er
eignisse aus Deutschland berichten, wie dies hier
durch einen in Göttingen weilenden Flamen
geschieht. Über dem hereinströmenden Nach
richtenmaterial waltet an der Redaktions^Zen-
trale ein verantwortungsfreudiges Gerechtig
keitsgefühl, das nach keiner Seite chauvinistische
Bevorzugungen zuläßt. In der Nr. 3 wird eine
Urteilsäußerung Rudolf Eukens überdas Streben
und Leisten der »Ter Waarheid« ^Zeitschrift
abgedruckt.
Dr. H.
HOLLAND
Öffentliches und privates Sammelwesen in
Holland
Als Aufbewahrungsstätten, in denen sich be
merkenswerte Proben der Malerei des 19. Jahr
hunderts und der näheren Gegenwart vorfinden,
können in Holland vor allem gelten: Das
Städtische Museum zu Dordrecht, das
Museum Boymans zu Rotterdam, das
Mesdagmuseum und das Gemeindemu
seum zu 's Gravenhage, das Städische
Museum und die Moderne Abteilung
des Ryksmuseums zu Amsterdam. Aber
die Hege der gegenwärtigen künstlerischen Her
vorbringungen und der Keime des Kommenden
weist lange nicht jenen großen weitausholenden
Zug auf wie die Sorge Hollands um die Zu
sammensuche und die möglichst vorteilhafte
Aufstellung seiner wertvollen Erbstücke aus
der Vergangenheit. Herrscht hier Übersicht
lichkeit, Vereinheitlichung, Platzfülle, so muß die
Kunst der Gegenwart sich mit ebenso unzu
länglichen Stapelräumen wie notbehelfsmäßigen
Anordnungs- und Belichtungsweisen begnügen.
Kein Wille tritt hervor, welcher die Arbeit der
genannten modernen Galerien zu einer einzigen,
machtvollen Förderung des lebenden Künstler
geschlechts Zusammenschlüße, welcher eine durch
laufende Aufnahme der vorhandenen Bilder-
Bestände in Gang brächte, welcher diese Gale
riehäuser als Anlaß betrachtete, um in alle
Schichten der Öffentlichkeit Sinn und Verständnis
für das Wesen der neuen Kunst hineinzutragen
und um solcher Art der amtlichen Sammeltätig
keit des Staats und der Städte eine unmittelbar
befruchtende Wirkung auf Zeit und Zukunft
möglich zu machen. Zudem gebricht es den hier
aufgezählten Gemäldegalerien in sich selber an
Archipenko WeibMer Akt
Gesicht und entwicklungshaftem Ebenmaß. Ge=
schlossenheit besitzt höchstens das aus privater
Neigung entstandene Museum des Künstler^
ehepaars H. W. Mesdag-van Houten, welches
seit 1903 der Gemeinde 's Gravenhage gehört
und woran nach einer Verfügung der Stifter