Volltext: Zweiter Jahrgang (2(1921))

DAS ILLUSTRIERTE BUCH 
Daudet: Tartarin von Tarascon. Mit Zeichnungen 
von George Grosz, Erich Reiß, Berlin 1921. 
Ich hatte schon früher Gelegenheit, die Seltenheit guter 
Illustratoren zu beklagen, um so erfreulicher ist die Auf» 
gäbe, Ausnahmen festzustellen, die meine seinerzeit aus» 
gesprochene Hoffnung auf eine kommende neue Blüte der 
deutschen Illustration rechtfertigen. Die von Grosz ge» 
zeichneten Illustrationen zum Tartarin von Daudet gehören 
zu den schönsten und reizvollsten Schöpfungen dieser Art 
seit Menzel. Der Tartarin ist in Deutschland eigentlich sehr 
unbekannt, dies ist um so überraschender, als es wenige 
Bücher gibt, die soviel echten herzerfreuenden Humor be» 
sitzen wie diese Satyre auf den Heldendurst und die Aben» 
teurereitelkeit des französischen Kleinbürgers, der letzten 
Endes ja doch nur eine Abart des Provinzialen in aller 
Welt darstellt. Grosz hat diesem Humor in unübertreff 
licher Weise Ausdrude verliehen und die Synthese von 
Herzensgüte und unsterblicher Lächerlichkeit aller Eitelkeit, 
die mit allzu unzulänglichen Mitteln zum Heroentum zu 
strebt, wunderbar erfaßt. Charakteristisch ist, daß sich 
auch Grosz der neuen Richtung nicht entziehen kann und 
der natürlichen Gestalt wieder näher rückt, die Linien 
führung ist wieder einfach und klar, der Raum durch eine 
sehr verständliche Perspektive dargestellt. Die Ausstattung 
dieses höchst empfehlenswerten Buches ist ohne Tadel, bleibt 
nur zu bedauern, daß die Rohstoffpreise es dem Verleger 
nicht ermöglicht hatten, dieses Buch gleich billig aber mit 
besserem Papier herauszubringen. Guido Kaschnitz. 
ZEITSCHRIFTEN* ARCHIV 
Cicerone (Klinkhardt u. Biermann, Leipzig). 
10/XIII: Otto Gleichmann <L. Beil) — Impressionismus 
und Expressionismus <H. Frank). 
Der Kunstwanderer <Adolf Donath, Berlin-Schöne 
berg. 
2. Aprilheft Jahrg. III: Gedanken über Renoir <W. 
Virchow). 
1. Maiheft Jahrg. III: Ein Jugendbrief von Hans Makart. 
2. Maiheft Jahrg. III: Streifzüge durch das moderne 
Kunstleben in Paris <0. Grautoff). 
Die Initiale (Verlag Ed. Strache, Wien). 
2/1: Moderne Illustratoren <R. Bretschneider). 
Der Querschnitt (Flechtheim, Düsseldorf). 
2—3/1: Ich sympathisiere mit dieser kleinen Zeitschrift, 
weil sie ganz ohne Ängstlichkeit und Pedanterie zu 
sammengestellt ist. Ein Redakteur darf kein Bureau» 
krat sein! Eine leichte Notiz von drei Zeilen ist wich 
tiger als eine mehrseitige Abhandlung von 10 Spalten. 
Es ist verdienstvoller amüsant zu sein als langweilig. 
Die Herausgeber des Querschnitts scheinen gottsei» 
dank diese Binsenwahrheiten zu wissen. 
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