211
Mir war zumute wie auf einer tollen Flucht: die ergrimmten Herrscher des Ozeans
verfolgten uns, und um uns schnellten, wie phantastische Scharen unbestimmter Gestalten,
die aufgeschreckten, neugierigen Fische empor.
In 2wei Stunden erreichten wir die äußersten Klippen.
Die Brandung ist dort gewaltig, und die Fahrt des Seegangs wegen gefährlich. Es ist
kein Leichtes, die Piroge richtig vor die Sandbank zu steuern. Aber die Eingeborenen
sind gewandt, und ich verfolgte mit lebhaftem Interesse, jedoch nicht ganz ohne Furcht,
die Operation, die glänzend vonstatten ging.
Vor uns war das Land von lohenden Feuern erhellt, — es waren enorme Fackeln von
Zweigen des Kokosnußbaumes. Der Anblick der auf dem Sande am Ufer des beleucht
teten Meeres lagernden Fischerfamilien war wunderbar. Einige saßen reglos da, andere
liefen, die Fackeln schwingend, den Strand entlang, die Kinder sprangen hin und her,
und man vernahm in der Ferne ihr stilles Geschrei.
Mit leichtem Schwung fuhr unsere Piroge auf den Strand, und die Verteilung der Beute
begann sogleich.
Alle Fische wurden auf die Erde gelegt, und der Anführer teilte sie in so viele gleiche
Teile, wie die Anzahl der Personen — Männer, Frauen und Kinder — betrug, die sich
am Fischfang und dem Fischen der Köderfischchen beteiligt hatten.
Es waren 37 Teile.
Ohne Zeit zu verlieren, nahm meine Vahina ein Beil, spaltete Holz damit und zündete
ein Feuer an, während ich noch ein wenig Toilette machte und mich wegen der Nachts
kühle einhüllte.
e
Von unseren beiden Anteilen wurde der eine gekocht, und den anderen bewahrte
Tehura roh auf.
Dann fragte sie mich des langen und breiten über die verschiedenen Vorkommnisse
beim Fischfang aus, und ich befriedigte willfährig ihre Neugierde. Genügsam und kindlich
erheiterte sie sich an allem, und ich beobachtete sie, ohne sie meine geheimen Gedanken
merken zu lassen. Im Grunde meiner Seele war ohne jede Ursache eine Unruhe er*
wacht, die nicht zu beschwichtigen war. Ich brannte darauf, an Tehura eine Frage zu
stellen — eine gewisse Frage . . . und es half mir nichts, mir zu sagen: Wozu? Ich ant*
wortete mir selber: Wer weiß?
Die Zeit des Schlafengehens kam heran, und als wir beide ausgestreckt nebeneinander
lagen, fragte ich plötzlich:
— Bist du vernünftig gewesen?