Volltext: Zweiter Jahrgang (2(1921))

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auch der ungeteilten Quantität 
ein besonderer Wert zuerkannt. 
Die »Heiden« von 1919 bilden 
den Übergang, bei dem Frauen 
bildnis in Dresden aus dem 
gleichen Jahre (beide abgebildet 
in »Die bildenden Künste« 1919, 
Heft 11/12) ist zum erstenmal 
der neue Farbenklang voll und 
stark erreicht. Die nächsten 
Dresdner Bilder, die Elbeland^ 
Schaft und die »Macht der Mu 
sik«, halten diese aufrauschende 
Farbigkeit fest/ die Abbildung 
des letztgenannten Bildes im 
Genius <11. Jahrg., I. Band) ver 
mag keine Vorstellung zu geben 
von der glasbildhaften Wucht 
und Bntleiblichung der Farbe. 
Es herrscht eine koloristische 
Energie, die an die allererste 
Jugendfrische Kokoschkas erin 
nert, an die Jahre seines ersten 
Auftretens, in denen der unbe= 
kümmerte Farbenzugriff aller 
dings der dekorativen Schulung 
noch nicht ganz entrückt war. 
Die im Winter 1920 in Wien 
entstandenen zwei Bilder folgen 
der gleichen Richtung. Selbst 
wertige Farben wuchern hier in 
einer weltentrückten Existenz, 
leben ihr eigenwilliges Dasein 
wie Blumen im Dschungel,- üppig, 
unbezähmbar, beängstigend, in 
ihrer sieghaften und selbstbe 
gnügten Pracht. Alle ängstliche 
Gebundenheit an Naturvorbild 
und konkreten Eindruck ist ent^ 
schlossen ausgelöscht ,• unbeirrt 
macht der Künstler von seinem 
Schöpfervorrecht Gebrauch. 
Die Bilder stehen den Anfängen Kokoschkas sehr fern und sehr nahe,- ein altes Ziel wird mit 
neuen Mitteln angestrebt, eine Kette oder besser ein Kettenglied schließt sich. Im gleichen Ver 
hältnis der in der Identität der Persönlichkeit begründeten Verschiedenheit — denn was könnte 
notwendig verschiedener sein als die durch Jahre getrennten Erzeugnisse der gleichen weiter^ 
wachsenden Persönlichkeit? stehen die neuen Zeichnungen zu den alten. Als Porträtzeichner hat 
O. Kokoschka 
Mädchen mit Papagei <Gemälde> 
<Mit Genehmigung von Paul Cassirer, Berlin)
	        
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