Volltext: Zweiter Jahrgang (2(1921))

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u itz und am reinsten: Szönyi. Szö» 
nyis Form hat sich seit der hier abge» 
bildeten Landschaft zu einem ungemein 
feinen Pulsieren und Atmen differenziert 
und ist dabei zur bedeutenden Größe des 
Zusammenfassens herangewachsen. 
Der kollektive, unpersönliche Geist 
der sozialen Revolution und der mo= 
dernen Zivilisation (Technik, Industrie, 
Organisation) distanziert zur reinen, 
abstrakten Fläche und fordert die voll 
kommen durch dringende, einfassende 
Bindung durch Konstruktionen. Der 
spätere Uitz, dann Bortnyik, neuer 
dings auch der a^s Dichter und Schrift» 
Steller so hervorragende Kassak. Vor 
allen aber Moholy»Nagy, der auch 
die dadaistischen Anregungen der chao» 
tisierten westlichen Kultur zu strahlend» 
siegreichen, monumental türmenden aber 
auch tanzend leichtfüßig schwebenden 
Bejahungen des Lebens und der Schön» 
heit umwertet. 
Interessant ist die Zweistellung von 
Ladislaus Medgyes, die mit der neuen 
Berührung des Künstlers mit dem fran» 
zösischen Kubismus und dessen dia» 
lektischen Konsequenzen zusammen» 
hängt. Mit Anregungen also, die selbst 
vom mathematisch»logischen, technisch» 
konstruktiven und zivilisativ»organisa» 
torischen Geiste des Westens getragen 
sind. Medgyes gestaltet mit der gleichen 
Intensität kubistische Konstruktionen 
künstlicher Gegenstände (Stillleben) und 
klassizistische Darstellungen natürlich 
lebendiger Wesenheiten (Porträt). Das 
stoffliche und formale Scheiden einerseits Medyges (Paris) Dame 
des Abstrakten, anderseits des Organi» 
sehen weist aber bei ihm nicht den üb» 
liehen Zwiespalt formalistischer Aktionen und Reak» 
tionen auf. Sein Kubismus ist realistischer, sein 
Klassizismus weniger verzichtend als der französische. 
Überhaupt ist die robuste, körperhafte Einheit von 
Ausdruck, Form und Wirklichkeit ein besonders 
hervorspringender Wesenszug der jungungarischen 
Kunst. Dies hat sie der Selbstherrlichkeit ihres Lebens» 
gefühls, ihrem Temperament und ihrem erd verschrie» 
benen, gesunden Wirklichkeitssinn zu verdanken. 
Darum kennt sie auch weder den Riß zwischen Ex» 
pressionismus und Kubismus, noch den gemeinsamen 
Rückschlag der beiden in das betont, daher nazare» 
nisch»dürftig aufgefaßte Klassizistische. 
Die jungungarische Kunst war und ist auch in 
Momenten ihrer bohrendsten Seelenproblematik (Ti» 
hanyi) dem antiken und renaissancegeprägten Willen 
zur Macht wesensverwandt geblieben. Daher ihre 
formale Geschlossenheit und Schöngestaltung auch 
im ganz barocken Lockern und Verschieben des ruh 
enden Gleichgewichtes ins dynamisch Überschweng 
liche. Um so mehr in ihren Werken der streng 
sten architektonischen und imperativen Haltung
	        
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