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u itz und am reinsten: Szönyi. Szö»
nyis Form hat sich seit der hier abge»
bildeten Landschaft zu einem ungemein
feinen Pulsieren und Atmen differenziert
und ist dabei zur bedeutenden Größe des
Zusammenfassens herangewachsen.
Der kollektive, unpersönliche Geist
der sozialen Revolution und der mo=
dernen Zivilisation (Technik, Industrie,
Organisation) distanziert zur reinen,
abstrakten Fläche und fordert die voll
kommen durch dringende, einfassende
Bindung durch Konstruktionen. Der
spätere Uitz, dann Bortnyik, neuer
dings auch der a^s Dichter und Schrift»
Steller so hervorragende Kassak. Vor
allen aber Moholy»Nagy, der auch
die dadaistischen Anregungen der chao»
tisierten westlichen Kultur zu strahlend»
siegreichen, monumental türmenden aber
auch tanzend leichtfüßig schwebenden
Bejahungen des Lebens und der Schön»
heit umwertet.
Interessant ist die Zweistellung von
Ladislaus Medgyes, die mit der neuen
Berührung des Künstlers mit dem fran»
zösischen Kubismus und dessen dia»
lektischen Konsequenzen zusammen»
hängt. Mit Anregungen also, die selbst
vom mathematisch»logischen, technisch»
konstruktiven und zivilisativ»organisa»
torischen Geiste des Westens getragen
sind. Medgyes gestaltet mit der gleichen
Intensität kubistische Konstruktionen
künstlicher Gegenstände (Stillleben) und
klassizistische Darstellungen natürlich
lebendiger Wesenheiten (Porträt). Das
stoffliche und formale Scheiden einerseits Medyges (Paris) Dame
des Abstrakten, anderseits des Organi»
sehen weist aber bei ihm nicht den üb»
liehen Zwiespalt formalistischer Aktionen und Reak»
tionen auf. Sein Kubismus ist realistischer, sein
Klassizismus weniger verzichtend als der französische.
Überhaupt ist die robuste, körperhafte Einheit von
Ausdruck, Form und Wirklichkeit ein besonders
hervorspringender Wesenszug der jungungarischen
Kunst. Dies hat sie der Selbstherrlichkeit ihres Lebens»
gefühls, ihrem Temperament und ihrem erd verschrie»
benen, gesunden Wirklichkeitssinn zu verdanken.
Darum kennt sie auch weder den Riß zwischen Ex»
pressionismus und Kubismus, noch den gemeinsamen
Rückschlag der beiden in das betont, daher nazare»
nisch»dürftig aufgefaßte Klassizistische.
Die jungungarische Kunst war und ist auch in
Momenten ihrer bohrendsten Seelenproblematik (Ti»
hanyi) dem antiken und renaissancegeprägten Willen
zur Macht wesensverwandt geblieben. Daher ihre
formale Geschlossenheit und Schöngestaltung auch
im ganz barocken Lockern und Verschieben des ruh
enden Gleichgewichtes ins dynamisch Überschweng
liche. Um so mehr in ihren Werken der streng
sten architektonischen und imperativen Haltung