Volltext: Zweiter Jahrgang (2(1921))

aufgestellt ist — ein birmanisierter indischer 
König mit dem Donnerkeil in der Linken 
<Abb. 6>. Man nennt ihn in Pagan den 
Mo®Nat, d. i. Wolkengeist: nach dem Volks® 
glauben steigtThagyä alljährlich beim Neu® 
jahrsfeste <im April) zur Erde nieder, und 
sein Erscheinen bringt befruchtenden Regen 
und gute Ernte. So haften hier noch Vor® 
Stellungen aus altvedischer Vorzeit. 
Manche von den Paganer Nat sind über 
den Pagodenhof verstreut in dürftigen 
kleinen Buden dem Kult ausgesetzt/ die 
Bildwerke sind samt und sonders recht häß® 
lieh. Abb. 7 zeigt zwei besonders umwor» 
bene Nat, aus schwarz überstriebenem 
Ziegelstuck, denen ihre Verehrer Blattgold 
auf Gesicht und Augäpfel geklebt haben — 
dieselbe Huldigung, die sonst für Buddha® 
figuren und Pagoden üblich ist. 
Da den Menschen die Furcht schneller 
zum Beten treibt als die Frömmigkeit, ist 
es begreiflich, daß die Natverehrung von 
den unteren Klassen der birmanischen Be® 
völkerung als tägliche Pflicht geübt wird, 
während die Andacht in der Pagode nur 
einmal wöchentlich als nötig gilt. Der Nat 
kann jederzeit unbequem werden und sich 
feindlich erweisen — Verdienste fürs Jen® 
seits kann man zu beliebigen oder zu be® 
stimmten Zeiten sammeln. Ein jeder Nat 
hat aber auch seine genau festgesetzten 
Tage, an denen er in seinem zuständigen 
Distrikt verehrt wird, und man gerät über 
aus leicht in solch eine Feier, die Ange® 
hörige eines Dorfes oder eines Stadtbezirkes 
gerade begehen. Selbst in Rangoon, in® 
mitten eines im modernen Verkehrsgetriebe 
gelegenen Stadtviertels, sah ich solch einem 
Natfest zu. In Mandalay, der alten Kö® 
nigstadt in Oberbirma, wo das Volkstum 
sich noch unverfälschter erhalten hat, sind 
Natfeste viel häufiger. Die Hauptrolle 
beim Natkult fällt den Nat®Kadaw, den 
Frauen zu, die als den Nat »Vermählte« 
ihnen dieOpfer, Blumen,Früchte undSchnaps 
darbringen und ekstatische Tänze vor ihnen 
aufführen Bild 8 und 9 geben Aufnahmen 
wieder, die ich in einem Vororte vonManda® 
lay machte. In einer Bambusbaracke stehen 
auf einem Podium die mit Seidentüchern auf® 
geputzten Nat und vor ihnen die Reihe der 
zum Tanz antretenden Natweiber.
	        
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