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DIE AUSSTELLUNG IM KUNSTHAUS
Ueber unserer Ausstellung steht mit der vor vierhundertund-
dreißig Jahren geschaffenen Zeichnung von Hans Baldung
Saturn; Kronos/Saturn, Himmels- und Erdensohn zugleich,
vom Vater Uranos und der Mutter Gäa; doch nicht deswegen,
wie Mephisto, „Spottgeburt von Dreck und Feuer“, vielmehr
Sinnbild des Menschen und Sinnbild der Kunst in ihren Ele-
menten von Irdischem und Himmlischem, von Geist und Stoff.
Sinnbild der hinraffenden Zeit auch, als „Chronos“ mit Stun-
denglas und Hippe, und der Erfahrungen und Hoffnungen
unserer Zeit, wenn er dem Vater mit dem geschärften Eisen
die Zeugungskraft raubt und ihn als Herrn der Welt stürzt,
nach der eigenen Entthronung und der Entrückung jedoch im
neuen Land als weiser und gütiger Herrscher zum allgemeinen
Frieden und zum Glück für jeden Einzelnen das Goldene Zeit-
alter heraufführt und verwaltet.
Für die Wahl aus dem österreichischen Kunstgut im weiteren
Sinn, wie es in den öffentlichen Sammlungen der Hauptstadt,
aber auch über das Land verstreut in Kirchen, Palästen und
Klöstern sich findet, standen als Repertorium die 29 inhalt-
schweren Quartbände der „österreichischen“ und „ostmärki-
schen“ Kunsttopographie zur Verfügung; für die Ausstellung
im Kunsthaus im besondern die ausführlichen und meist reich
illustrierten Kataloge und Inventare des Gesamtwerkes ein-
zelner Künstler und der Bestände der großen Museen an
Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen; dazu die Kenntnis
eines großen Teils dieser Bestände aus eigener Anschauung
von den Zeiten zwischen den Kriegen her.
Unnötig auszuführen, mit wie großer Freude man in Zürich
im Mai dieses Jahres aus dem Mund von Herrn Generaldirektor