Rene Schieße fe • Hans im Schnahenfoch
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Klär: Sind es deutsche oder französische?
Hans: Beides. Die dunkleren sind die deutschen, und die hellen
. . . Seltsam, nicht wahr? . . . Bing, Bu, Bu. Bing . . ,
die französischen . . .
Mir tut ihr Gesang unendlich wohl. Ich gehe damit herum, ich schlafe
darin ein. Ich weiß nicht, ist es eine Klage, oder ist es Zorn . , .
Im Grunde, fürchte ich, singen sie ein Wiegenlied, bei dem man
leicht zu heftig träumt.
Klär: Ja, Hans, es ist wie eine Wolke, in der du mir langsam
entschwebst. Du bist ja schon so weit fort. Warum mußte ich die
ganze Zeit im Keller bleiben? (Hans ist aufgestanden und tritt ans Fenster.)
Hans; Arme Jungen, da liegen sie wahrhaftig in Reih und Glied,
Und die Franzosen davor hingeschleudert wie Pfeile, die ihr Ziel
nicht ganz erreichten, Schau, die einen sind so still, die andern
strecken krampfhafte Hände aus, als wollten sie noch im Tode würgen.
Klär: Warum erlaubt der Abbe nicht, daß ich ihm helfe?
Hans: Wie er sie umdreht und jedem ins Gesicht sieht , , .
Klär: Warum darf ich nicht helfen? Warum haltet ihr mich ein
gesperrt?
Hans: Der Abbe will alles allein tun. Er fährt sie auch allein
hinaus und begräbt sie allein. Er sagt, er habe etwas erlebt, was
er sich nie wieder nehmen ließe; die Demut, die große Demut sei
über ihn gekommen. Man solle ihn um der Barmherzigkeit willen
nicht stören. Ich finde, er hat sich auch sehr verändert. Er ist schön
geworden
(Plötzlich.) Mich hat die Wildheit dieser Toten ange=
stedet. So will ich auch liegen. Hingeschleudert und mit krampfhaften
Händen, die ihr Ziel nicht erreichten. So und nicht anders will ich
sterben. So,
Klär: Hab Geduld, Es geht vorüber. Laß mich dein heftiges
Herz so lang halten, Bitte. Ich hab nichts anderes zu tun. Alle
störe ich. Nicht einmal mein Junge will mit mir spielen. Ich bin voll
kommen überflüssig. Laß mich wenigstens dein Herz so halten und
mich damit ducken, bis der Sturm vorüber ist.
Hans: Ja, manchmal, wenn die Kanonen gar so inbrünstig ein=
ander zusingen, meine ich auch, ich müßte mich an irgend etwas
festklammern, um nicht fortzufliegen.