Volltext: Die weissen Blätter (3(1916),1)

Rene Schidiefe • Hans im Scfmadenfocß 57 
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Balthasar: Zu deinem Vertrauten? Du hast die ganze Zeit, wo 
Hans fort war, mit mir nicht einmal über ihn gesprochen, noch mir 
sonst etwas anvertraut,,, Um so mehr, seitdem er zurüdk ist. 
Klär: Ich weiß nicht, Balthasar, willst du mich kränken? Willst 
du mich beschämen? Habe ich dir Unrecht getan? Ich liebe Hans, das 
weißt du doch, ich liebe ihn und nur ihn und will und kann keinen 
andern lieben, ich liebe Hans, das weißt du doch. Ich habe gern mit 
dir musiziert, wie früher auch, wie schon immer. 
Balthasar: Wäre ich Hauslehrer oder ein gemieteter Klavier 
spieler gewesen, ich hätte nicht besser behandelt werden können. 
Das ist wahr. 
Klär: Balthasar, warum tust du das? Warum überfällst du mich, 
wenn ich gerade Hand in Hand mit dir sitze? Wie kannst du meine 
Vertraulichkeit annehmen, wenn du — 
Balthasar: Blich 7 doch einmal, nur eine Sekunde, von Hans auf 
mich. Die Welt ist doch nicht nur ein Abglanz von ihm. Ich habe 
mich von kleinauf gewöhnt, mich ihm unterzuordnen, an ihm zu ver=» 
schwinden, wie die Uhr, die er gelegentlich aus der Tasche zieht. 
Zum Teil bin ich ein Geschöpf von ihm. Er ist in vielem und scheint 
in allem stärker, als ich. Ich gönne es ihm, wenn ich auch manchmal 
ungeduldig, sogar neidisch bin,- ich gönne ihm dich. Obwohl ich weiß, 
wie es endet. Aber ich möchte doch einen Menschen haben, der in 
mir nicht nur den kleinen, braven Bruder des großen, tollen Hans 
sieht — vielleicht ist meine Bravheit eine Stärke und meine Kleine 
heit groß durch das viele, was ich unterlasse, um eine Sache ganz 
zu machen. 
Klär: Wie was endet? 
Balthasar: Das ist das einzige, was du aus meiner ganzen 
langen Rede herausgehört hast. 
Klär: Balthasar, wie was endet? 
Balthasar: So wie er in seiner ruhigen Zeit mit seinen Adju^ 
tanten zwischen hier und der Stadt hin und her hetzen muß, um 
bei seiner Arbeit aushalten zu können, so rast er mit seiner ganzen 
Existenz dem Abgrund zu, um überhaupt leben zu können. Er wirk» 
schäftet das Gut herunter, indem er es zu schnell in die Höhe 
bringen will. Er lädt sich eine Riesenarbeit auf, die er schlecht macht.
	        
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