Volltext: Die weissen Blätter (3(1916),1)

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Rene Scßicftefe - Hans im Schnakenfodö 
Hans: Seit einigen Tagen,- das heißt, in diesen Tagen ist mir 
die Veränderung zum Bewußtsein gekommen. 
Klär: Ich soll nicht mehr im Herrensattel mit dir reiten? Du warst 
so entzückt von meiner Reitkunst — als oh du sie jetzt erst ent* 
deckt hättest. 
Hans: War ich nicht von allem an dir entzückt, als oh ich es 
jetzt erst entdeckt hätte? Einen goldigeren Jungen, als dich in den 
Reithosen hat es nie gegeben, — und nie war eine Frau von so 
süßer Reife, 
Klär: Vorbei? 
Hans: Nicht so, wie du meinst. Nur, wenn ich daran denke, was 
wir in den drei Wochen angestellt haben — ja, dann scheint mir, 
daß man von Rechts wegen mit seiner Frau nicht so leben darf. 
Auch war alle Welt über unser Betragen entsetzt. Der Abbe äußerte, 
es ginge nicht, daß ich im eigenen Hause eine Geliebte aushielte, 
selbst nicht, wenn es die eigene Frau sei. Im Dorf fände man dich 
bereits extravagant. 
Klär: Erstaunliche Freunde hast du! Mischen sich sogar in 
deine Ehe, 
Hans: Das kommt daher, daß ich mich in alle ihre Angelegen* 
heiten einmische. Lauter Folgen der Langeweile hier. Du mußt dem 
Mann zugute halten, daß er seit Jahren mit viel Mühe und erfolg* 
reich für das Ansehn des Hauses Boulanger kämpft. Ohne ihn wäre 
es längst ein beliebtes Sonntagsvergnügen der Witzbolde geworden, 
mir die Reben durchzuschneiden und die Hunde durch meine Spargel* 
felder zu jagen. 
Klär: Es kümmert mich auch nicht, ob seine Gemeinde mich ex* 
travagant findet oder nicht. Wenn du öfter mit mir durchbrenntest, 
so brauchtest du keine andre Dame zu bemühen — was immer 
LInheil anrichten kann. Vor allem brenne ich auch gern durch. 
Hans: Als ob ich jedes Jahr durchbrennte, wie andre ihre Kur 
in Vichy oder Baden*Baden machen. Seit wir verheiratet sind, habe 
ich ein einziges Mal den Kopf verloren — 
Klär: Abgemacht, Ich bin auch für alle andern Abarten des Liebes* 
spiels, die ihre Reize haben, ohne daß man dabei gleich den Kopf 
zu verlieren brauchte.
	        
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