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Jenny und Schindler im vorarlbergischen Kennelbach, durchlief
in seiner glarnerischen Heimat eine rasche Aemter- und Ehren-
leiter. 1821 Mitglied des Landrates, 1826 Zeugherr, 1827 Präsi-
dent des Schulrates, 1834 Landesfähnrich, 1837 Landammann,
1840 Landesstatthalter, erwarb er sich Verdienste um die Schul-
reform, den Bau der Kerenzer Berg-Straße, den Ausbau des
Linthwerkes, die glarnerische Verfassungsrevision. 1841 trat er
von allen Aemtern zurück und übersiedelte 1842 nach Zürich.
Hier hat er in zwei Jahrzehnten vom Ende der 1850er Jahre an
seine Sammlung aufgebaut, in zielbewußt aufgenommenen und
nutzbar gemachten Verbindungen mit dem Kunsthandel in Köln,
Berlin, Leipzig, Dresden, München, Wien und mit zürcherischen
und ausländischen Kennern.
Er wurde mit den Jahren einer jener Sammler, die nicht mehr
nur das bestimmte Blatt in der Reihe .der Darstellungen suchen,
sondern den bestimmten Abzug aus einer kleinen, gezählten
und berühmten Auswahl der besten'nach Herkunft, Vollkommen-
heit des Druckes und Erhaltung; also Blätter mit Steckbrief und
Heimatschein, das heißt untadeligem und weit zurückreichen-
dem ‚„Pedigree‘. So vereinigte er Blätter aus den Sammlungen
des Nürnbergers Paul Behaim von 1602, des Pariser Kunsthänd-
lers Mariette von 1660, von englischen und französischen Lieb-
habern aus der Wende vom achtzehnten zum neunzehnten Jahr-
hundert, wie SirJohn St. Aubin, 1758—1839, und Robert-Dumesnil,
1778—1864, des Kölners de la Motte-Fouque, 1795—1874, einer
größeren Zahl von bekannten deutschen Sammlern, bis zu dem
in Bonn niedergelassenen. Russen Alferoff.oder dem Südameri-
kaner Arazareno. Fast alle bedeutenden Blätter von Dürer besitzt
denn auch die Sammlung Schindler in überragend schönen
Abzügen, wenn nicht Probe-Drucken.
Pedantisch-katalogmäßige Vollzähligkeit scheint Landammann
Schindler bei den Holzschnitten nicht gesucht zu. haben. Eine
Anzahl Buchillustrationen und Wappendarstellungen finden sich
bis heute in seiner Sammlung nicht; neben einigen wenigen