KUPFERSTICHE
154 Der Traum,
„Die Versuchung“, „Der Traum des Doktors“, „Der Traum des
Podagrakranken“, „Die Trägheit‘“, B 76
bez. mit Monogramm; um 1497—1500
M. 70: b—c
ohne Wz.
Genaue Deutung nicht gefunden, der Sinn unmißverständlich, Dodgson
Nr. 28; O. Hagen, Kunstchronik 1917 S. 453, sieht in dem Stich eine
Anspielung auf einen Brief von Lorenz Behaim an Pirckheimer; das
eigentliche Thema, wie in den 4 Hexen, die Frauengestalt, hier italie-
nisch-antik behandelt, vgl. Stadler, Dürers Apokalypse und ihr Umkreis
S. 76 f; Wölfflin S. 123: man könnte auf den Gedanken kommen, an
dem Stich „nicht die Verführung des Fleisches zu zeigen, sondern das
Gift der italienischen Schönheit‘
155 Die sogenannte Eifersucht,
auch Herkules genannt (nicht sicher, ob die Stelle im Tagebuch
der niederländischen Reise, wo ein Herkules erwähnt, mit diesem
Stich zu verbinden), B 73
bez. mit Monogramm; 1496—1500
M. 63: 2. Zustand
ohne Wz.
Die Sitzende links übernommen aus der Zeichnung nach Mantegnas
Stich Tritonenkampf, Wien Albertina (L 455); die Schlagende, das
Kind rechts und die Baumgruppe aus der wahrscheinlich auf Man-
tegna zurückgehenden Zeichnung Tod des Orpheus in Hamburg
(L 159); der Stehende rechts im Zusammenhang mit der auf Pollaiuolo
zurückgehenden Zeichnung des Frauenraubs in Bayonne (L 347); für
Dürer offenbar das Formale am wichtigsten, vgl. Wölfflin S. 126 ff
Hinweis auf Versuch, durch Komposition italienische Monumentalität
zu erreichen; inhaltliche Deutung strittig (Nessus und Dejanira; Jupiter
und Antiope; Herkules straft den Zentaur Eurytion), vgl. dazu Dodgson
Nr. 29, Tietze I Nr. 117: Wölfflin a. a. O. deutet den Sinn des Blattes
als Kampf der Keuschheit gegen die Unkeuschheit; Datierung: Tietze
1496, M. und Friedländer 1498, Dodagson um 1500
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