14
Über die geistige Erscheinungsgestaltung kommt er bald
hinaus. Siebt da noch Grenzen im Suchen nah Univer
salem. Sein Fühlen braucht Weiten.
Die Bildfläche ist ihm der Raum, aus dem er die Formen
entwickelt. Fern von Gedanklichem, Einfällen, kompo-
sitionellen Absichten schwingt sein Gefühl nun durch
rhythmische Linien, farbige Klänge, die Stimmung kündend,
die ihn erfüllt. In Kreisen, Ovalen, Kuben, Kurven, in
steigenden, fallenden, gegenseitig sich hebenden, Spannung
lösenden, traumhaft verlöschenden Farben, ohne Mittel
punkt, ausgeströmt aus der Unendlichkeit: großer Gedanke
der Einheit, klingen diese Bilder die kosmische Harmonie.
Pulsschlag der Welt. —
Gegenständliches Schaffen hat konkrete Möglichkeiten
für Wertbemessung des Werkes: Vergleich mit dem Objekt,
Gesetze einer Ästhetik, zeitliche Dogmen. Da ist ein Ziel, —
da ist Begrenztheit. Da ist die Gemeinsdiaft derer, die es
erreicht haben, — Kunstbourgeoisie.
Abstrakt schaffende Künstler haben kein Ziel. Wo sollte
es sein? Sie folgen ihrem Gesetz und schweben durch-
sdiüttert im Grenzenlosen. Sie schauen das Hödiste und
finden die Worte nicht. So groß ist Gott! Rastlos müssen
sie suchen nach Form ihres Fühlens würdig. Bisheriges
reicht nicht aus.
In allem die Erkenntnis: das Geistige ist in der Kunst
das Primäre,- Erlebnis steht über dem Ausdruck, Seele
des Werkes über dem Sichtbaren.
Aus dieser Konzentration auf das Abstrakte entspringt
die heutige Freizügigkeit in der Ausübung der Kunstarten.
Wieder ein Zug zum Universalen, Dichter malen und
kneten, Maler schreiben Dramen und Musik. —