Volltext: Der Zürcher Nelkenmeister

nicht Schwarz hier ursprüngliches Recht hat, wıe auch das 
jetzige Schwarzblau im Mantel der Madonna ein helleres 
Blau zu ersetzen scheint. Ähnlich mag das tiefe, schwarz 
schattierte Rot des knienden Königs als fremd empfunden 
werden, zeitfremd der unorganisch oberflächliche Faltenwurf 
am Ärmel. Im Pfingstbild sind Fehlstellen an Gewändern 
und Architekturteilen mit neuer Ölfarbe übergangen, die 
Flammen der Apostel und des Heiligen Geistes innerhalb 
der eingegrabenen Umrißlinien nach alten Resten oberfläch- 
lich erneuert. 
Matt und stumpf, mit großen, schwärzlich blinden Flä- 
chen in schwerer Ölmalerei, der Goldgrund mit gelber Bronze 
zugestrichen, ın keiner Weise würdig der bunt strahlenden 
Innenbilder: so wirkten die beiden Außenseiten beı ıhrer 
Ankunft in Zürich. Heute stehen hell durchsichtige Farben, 
genau die gleichen wie ım Pfingstbild, neben dem leben- 
digen alten Gold. Alte Schäden, die mıt plumper, schlecht 
nachgedunkelter Übermalung zugedeckt waren, sind offen 
gelassen oder mit Tempera oberflächlich getönt. Die Ab- 
bildungen II und IIT dieses Heftes geben heute überholte 
Zwischenstufen. Der Höllensturz erscheint so, wie er sich 
nach den ersten Reinigungs- und Sicherungsarbeiten ım 
Schweizerischen Landesmuseum durch Edwin Oetiker zeigte, 
das Jüngste Gericht im ersten Stadıum der Freilegung durch 
Fred Bentz. Seither hat dieser an beiden Tafeln die Arbeit 
noch welter geführt und abgeschlossen. 
Malerische Helldunkelwirkung ist mit dem Verschwinden 
der ausgedehnten Übermalungen ersetzt worden durch rei- 
chere Zeichnung und größere Leuchtkraft der Farben. Der 
Mantel des kämpfenden Michael und der des Seelenwägers 
erscheinen jetzt, der eine hellgrün, der andere hochrot, fast 
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