Schweiz‘ von 1924, S.109ff. überzeugend ins Licht gestellt. Die
beiden Tafeln sind für das Großmünster angefertigt worden,
die größere aus drei Teilen von je 1,20 m X 1,40 m, vor
1497, die kleinere ursprünglich ungefähr 2 m breit und
auch 1% m hoch, im Jahr 1502. Unter den Übermalungen
der linksufrigen Stadt erkennt Ganz die Leidensgeschichte
der drei Zürcher Stadtheiligen, ihre Vorführung vor dem
Landpfleger Decius, die Marterung mit Verwendung des
Rades und die Hinrichtung auf dem Lindenhof; auf dem
Bild der rechtsufrigen Stadt schreiten die Märtyrer ent-
hauptet mit leeren Nimben von der Wasserkirche gegen
das Großmünster und werden von einer erhöht stehenden
Gestalt, wahrscheinlich Christus, aufgenommen.
‚„Michaelsaltar‘‘ für die Tafeln Nr. 5—8 ist ein Not-
name. So sehr auf den Außenseiten die Figur des Erzengels
hervortritt, so müssen sie doch im ganzen als Darstellungen
des Höllensturzes der abtrünnigen Engel und der Scheidung
der Menschen zu Lohn und Strafe für die Ewigkeit gelesen
werden. Den zwei göttlichen Gerichtstagen als Anfang und
Ende der Heilsgeschichte entsprechen auf der Innenseite ın
der Anbetung der Könige und der Herabkunft des Heiligen
Geistes Anfang und Erfüllung des Wirkens Christi. Nur
genaue Kenntnis des für Entstehungszeit und -ort des
Altars gültigen kirchlichen Vorstellungs- und Lehrgebäudes
dürfte erlauben, über den Inhalt des fehlenden Mittel-
stückes Vermutungen aufzustellen.
Mit dem Höllensturz als Anlaß zur Erschaffung der
Menschen durch Gott eröffnet der Heilsspiegel die bunte
Kette seiner Bilder und Sprüche. In einer einzigen franzö-
sischen Handschrift aus der Mitte des 15. Jahrhunderts wird
berichtet, daß Michael gegen die Teufel dabei mitgestritten
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