krönung, mıt den leichten, durchsichtigen Schatten; die
Karnationen des Michaelsaltars wirken daneben wie An-
strich von Holzfiguren. Alle Bewegung läuft in weicheren
Gelenken. Genügt als Zeugnis innerer Verwandtschaft das
Muster des Fliesenbodens, der im Pfingstbild, in der Marien-
krönung und im Berliner Bild gleich erscheint? Eher ver-
möchte-zu: überzeugen, wenn hinter der Gelassenheit der
scheinbar heftigen Gebärden der Passionsszenen und der
Michaelsfigur eine gleiche Grundstimmung empfunden wer-
den könnte. Sicher würde, wenn die Tafeln nicht Aug in
Auge einander gegenüber stünden, die Phantasie dem
Wunsch zu Liebe die Erinnerungsbilder einander angleichen,
und könnten auch die schwarzweißen Photographien
fern von den Originalen zur Bejahung überreden. Die Aus-
stellung auferlegt die Pflicht zum Zweifel und gibt die
Mittel zur objektiven Lösung.
Schwer vereinbar mit beiden Gruppen ist das Triptychon
von 1503. Dieser Meister geht mit andern. Farben anders
um und sieht die Formen anders. : Vielleicht ein weniger
gewandter Könner ‚als ein Nelkenmeister, ist er, von anderer
Gesinnung, einfacher und innerlicher, ein größerer Künstler
oder Vermittler einer größern Überlieferung.
In Zürich ist in eigener Werkstatt mit Gesellen von 1489
bis 1507 der ältere Hans Leu für Kirchen und Behörden
stark . beschäftigt. Die von Salomon Vögelin und‘ ein-
gehender von Paul Ganz beigezogenen Baurechnungen des
Großmünsters bringen ihn in nächste Beziehung zu den
dem Großmünster gehörenden Tafeln mit den Zürcher
Stadtansıchten, von denen die kleinere .mit: größter Wahr-
scheinlichkeit als sein Werk im Jahre 1502 entstanden ist.
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