12
Gehirn in der Schlinge einer gänzlich unbeweisbaren
Grund-Behauptung (Axiom, Idee, a priori-Satz etc. pp.
Unfug) einfängt, um die verzweifelte Qual der eigenen
Langeweile verstummen zu machen. Es kitzelt, macht
überhaupt Vergnügen und ist derart beschämend für das
Publikum, daß man sich ach so sehr vorkommt . . . Ein
anderer schöpft ein dickes Buch über die letzten (bum!) —
Fragen und serviert mit unwiedergebbarer Stirn (man faßt
sich an die Hüften) — Lösungen, tja . . . Ein anderer
ärgert sich darüber, wird (ob der Unlösbarkeit weniger
als der blamablen Situation) rabiat und Propagandeur der
fuchswilden Tat: immerhin ergötzlicher Typ des Denk
fiaskos; er verwendet das Sinnlos-Reale sinnlos-real (lieber
Ravaehol!) . . . Wieder einer dichtet direkt oder musiziert
«etc. pp. Unfug und will die Sudate seiner peinlichsten
Zustände als Vor- oder gar Erlösungen bestaunt wissen.
Hinweg . . .! Einer endlich eisenbahnkutschiert über den
Kontinent, ist je nach Bedarf Graf oder Einbrecher, Schieber
oder Diplomat, Hazardeur oder Heiratsschwindler, Kuppler
oder Regierungsrat, da allein diese vielseitige Tätigkeit
sein ganz enormes Zerstreuungsbedürfnis befriedigt (Ma-
molescu, Charles de Hoffmann, je vos salue!). Ist er sehr
begabt, wird er Staatsmann und sperrt den Dieb ein und
köpft den Mörder, da es nicht durchführbar ist, sporadisch
.zu gestatten, worauf en masse der ganze Schwindel an
gelegt ist. Einmal aber im Besitz der Macht, erhebt er
;sie flugs zum Axiom und glaubt nach etlichen Minuten
selbst daran, da es so überaus abwechslungsreich ist, unter
■<dem Vorwand, die auf der Flucht vor der Langeweile
konsumierten Gewalttaten zu bestrafen, sie zu organi
sieren. Er stellt ehemalige Kollegen, welchen er jetzt
nachstellen läßt, wenn er sie ohne Anstellung schieben
sieht, auf Gesandtschaftsposten; zapft den (Mut!) — Künstler
in Fibeln ab, in die er zwar hineingehört, allwo aber das
Zart-Verblödete jeder guten (juchhu!) — Dichtung (die
schlechten sind besser) nicht so zur Geltung kommt,