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danke ... Gibt es ein idiotischeres Bild als einen (puh!) —
genial stilisierenden Kopf, der bei dieser Beschäftigung mit
sich selbst kokettiert? (Nur nebenbei: meine Gunst dem
Tüchtigen, der mir nachweist, daß das Kokettieren bei Eth-
bolden nicht stattfindet!) O, über die so überheitere Ver
legenheit, die mit einer Verbeugung vor sich selber endet!
Deshalb (dieser stilisierten Krümmung wegen) werden
Philosophien und Romane erschwitzt, Bilder geschmiert,
Plastiken gebosselt, Symphonien hervorgeächzt und Reli
gionen gestartet! Welch ein erschütternder Ehrgeiz, zumal
diese eitlen Eseleien durchwegs gründlich (sc. besonders
gründlich in deutschen Gauen) mißglückt sind!! Alles
Unfug!!!
7° Die schönste Landschaft, die ich kenne, ist das Cafe
Barratte bei den Pariser Hallen. Aus zwei Gründen. Ich
machte daselbst die Bekanntschaft Germaines, die u. a.
zischte: „C’est possible que je serais bonne, si je savais
pourquoi.“ Hämisch gestehe ich es ein: ich erblaßte vor
Freude. Und dann hat in diesem freundlichen Lokal Jean
Kartopai'tes, der sonst nur mit Herren ohne Stehkragen
sich einließ, den Verkehr mit mir brüsk abgebrochen, weil
ich so unvorsichtig war, den Namen Picasso fallen zu lassen.
8° Ach die lieben weißen Porzellanteller! Denn ... Nun
denn: ehemals wollte man, was man nicht aussprechen zu
können vorgab, also gar nicht hatte, malerisch vermitteln.
(Juchhu! Als ob man auch nur eine Vizekönigin fein säuber
lich abkonterfeien könnte, wenn man nicht wüßte, daß sie
kein Fauteuil ist!) Wohin diese Sudelburschen geraten
würden, wenn sie aufhörten, Ölphotos zu wichsen, war
somit längst vorabzulächeln. (Hinter die Ohren: mehr
Mädchen, bitte, mehr Mädchen!) Aber die Impressionen!
Nun: was ist erreicht, wenn man nach heftigem Blinzeln
sich zurechtbauen kann, daß jener Kartoffelvertilger auch
nur eine Kühe ersah, aber erst so sich vorzublähen