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nicht Zufall nennen. Und doch war mir, als sei der Zu
fall mein Schicksal geworden.
Der Zufall kann wohl kein Grund zu einer Umwäl
zung sein. Es gibt so viele Zufälle.
Ich bin eine Frau. Ich hebe die Kontrolle auf. Die
Frage nach dem „Warum" und „Woher".
Ich gestehe nur das „Wie".
Wie war es?
Jeder Anlaß war mir ein Abgrund, ich bin nicht erst
heute gefallen. Erst heute merke ich, daß ich immer ge
fallen bin. Jetzt aber, da ich unten bin, — vielleicht
kann ich nicht tiefer kommen —, sehe ich: ich bin ge
fallen. Meine Geburt war der Fall eines Engels, der
von Gott abfiel, und jetzt suche ich wieder . . .
Um die Gegenwart zu erhellen, gedenke ich der Ver
gangenheit. Die Erinnerung lebt in mir, nach Tagen,
Monaten, Jahren, immer. So ist es und wird es sein.
Die Tatsachen, wie man die sichtbaren Handlungen in
der Welt nennt, sind belanglos geworden. Nur das gei
stige Erleben und Wiedererleben rollt weiter. Nur die
empfindsame Illusion ist es. Denn wenn ich vollkom
men erleben könnte, wäre ich da nicht bei der ersten
Begegnung mit dem ersten Erlebnis geblieben? Zusam
mengebrochen? Das Leben hat mich wohl nur gestreift,
berührt. Daß man das Leben überleben kann! Wie
schmerzhaft und empfindsam bin ich jetzt stecken geblie
ben! Stecke ich im Leben? Was meine Augen gesehen
haben, hat mir nicht so weh getan, als was mein Herz,
oder was immer es sein mag, fühlt.