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Mein Rock ist aber doch wahrhaftig ausgesprochen all 
täglich geworden. So verschlissen. Die Fingerspitzen 
kann ich ja durch die Taschen sehen. Nein, ich darf nicht 
mit den Nägeln das Gewebe stören, sonst bricht die 
ganze Geschichte auseinander, und ich sitze im Freien wie 
ein nackter Blumenkelch. 
Die Fahne von Rock scheint mir doch kein duftiges 
Rosenblatt zu sein. Und war doch einmal so frisch in der 
Farbe. „Unverwüstlich," hat der Kaufmann gesagt. Den 
könnte ich gerichtlich belangen. Er hat gewußt, daß ich 
das nicht tue. 
Daß so viele Menschen in die Kirche gehen! Das ist 
ja ein Seelen-Familienbad. Wenn man mich nur nicht 
für eine Bettlerin hält? 
Aber ich beruhige mich und sage mir, daß ich einen 
Chiffonhut trage mit drei großen Klatschrosen drauf. 
Ich halte den Hut auf meinen Knien und bemerke, daß 
der Hut, ich meine das Ansehen des Hutes, eine quälende 
Angelegenheit ist. 
Ich biege die Rosenblätter so gefällig wie nur möglich 
zurecht, und sage mir: Mit drei so großen Klatschrosen 
am Hut bettelt man nicht. Der Hut spricht für mich. Er 
ist und bleibt ein Chiffonhut, und wenn er noch zehn Re 
gengüsse über sich ergehen lassen muß. 
Da beobachtet man mich. Ich habe mich ja nicht gerade 
auf die oberste Stufe gesetzt, sondern auf die dritte. Man 
sieht mich so sanft an. Was ist denn das? Ich glaube 
gar . . .? Ja, mir scheint, man hat Mitleid mit mir. 
Ich drehe mich um. Auf der obersten Stufe steht eine
	        
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