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nachlaufen, und ich habe noch eine weite Strecke zu gehen, 
bis ich die Größe des Bettlers erreicht habe. 
Ich kann ja nicht anders, aber es ist, als sei es meine 
unglückselige Bestimmung, aus niedrigeren Wegen zu ge 
hen. Wenigstens will ich mich über diese Wege nicht täu 
schen, und dies ist wohl auch nicht möglich, denn ich 
merke: ich bin gegangen. 
Ich stand in der Hohen Straße vor einem Schaufen 
ster. Es war verhangen. Es war ja an einem Sonntag. 
Sin gelbes Rouleau bedeckte das Fenster. Es war 
nicht ganz Herabgelasien, so daß man die kleinen Filigran 
broschen auf fliederfarbenem Samtkisien sehen konnte. 
Ein Mosaikkettchen, ganz bunt, aus kleinen blauen Ver 
gißmeinnicht und Rosen zierlich zusammengesetzt, mutete 
mich sehr freundlich an. Ein kleines Märchenidyll, in das 
ich mich gerne versenkte. 
Es kam mir plötzlich schmerzhaft in den Sinn, daß ich 
auf die Dauer nicht vor dem Fenster verweilen könne, und 
ich überlegte, wohin ich mich wenden könne. Ich erinnere 
mich: der Laden lag am Ausgange einer Passage, so un 
angenehm dies Wort mir auch -klingt. 
Oh, ich bin sehr gequält, denn ich bin ein gewissenhafter 
Kodak wider Willen. 
Jeder ehrliche Kodak muß das Bild aufnehmen, wie es 
sich ihm darbietet. Ich muß an diesem Tage ganz beson 
ders scharf eingestellt gewesen sein. Und wenn ein Bild 
auf das Negativ trifft, dann wird es sich zeigen müssen. 
Ach, dieser schüttere Schnurrbart, wenn er lacht . . . 
und er muß gelacht haben, sonst wäre es nicht auf der
	        
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