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per so kalt, so — ich weiß kein anderes Wort — fachmän
nisch interessierte.
Wir standen in Frau Schneiders Küche und erwarte
ten ängstlich die Schicksalsentscheidung, die von dieser
Frau abhing. Eine Anwandlung des Hasses überkam mich,
und es flammte noch stärker auf, als ich das kleine Mäd
chen, die Henny, dastehen sah in so flehender Haltung, als
ginge es um das größte Glück ihres Lebens. Und es ging
ja auch drum. Hier handelte sich's um das Glück.
Ich war ganz energisch, was ich sonst nie recht zeigen
kann, fand die richtigen Worte. Das merkte ich am Er
folg.
„Seien Sie unbesorgt, Frau Schneider," sagte ich, „mit
den Männern umzuspringen, hab' ich immer verstanden.
Fünfzig Mark in der Tasche haben kann ich Abend für
Abend. Das ist eine Bagatelle für mich. Holen Sie Tinte
und Feder, damit wir den Schuldschein kriegen. Wollen
Sie das Geld in einem Monat, oder noch früher?"
„Na, aber ein Bettel sind dreihundert Mark doch ge
rade nicht," gab Frau Schneider beinahe sorgenvoll zu
bedenken.
„Es liegt auf der Straße," sagte ich.
Da willigte sie ein, und der Schuldschein bewies, was
für ordentliche Menschen wir seien. Auf den Hut wird sie
den Schein ja nicht stecken.
Zum Ueberfluß beteuerte Henny, daß sie das Geld so
bald als möglich selbst schicken wolle. Meine Unterschrift
sei nur zur Sicherheit für Frau Schneider. Und Henny ließ
ihren Mantel zurück. Den solle ich einstweilen tragen.