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Ich weiß nichts von ihrem Leid. War ja nicht dabei. 
Ich sehe nur, wie sie beim Gehen schwankt, und weiß: ein 
mal hat sie nicht geschwankt. 
Sie bleibt in ihrem Viertel. Manchmal geht sie einige 
Schritte auf und ab. Dann stellt sie sich wieder vor ihre 
Tür und wartet, wartet, wer kommt. Und ich weiß: ein 
mal ist sie selbst gekommen. 
Jetzt sehe ich sie oft sitzen vor ihrem Hause. Oh, ihre 
Enttäuschung hat sie lange überwunden. Sie ersehnt nichts 
mehr. Das ist es. Wo die Sehnsucht eingeschlafen ist, hat 
der Tod begonnen. 
Und diese Sterbende läßt mich leben, so leben. Wenn 
ich an sie denke, bin ich nur flammender Mensch. Und ihr 
fehlt das Bewußtsein, sie kann mich nicht mehr verstehen. 
Weiß nicht mehr, was ich von ihr will. 
Sie sieht mich mißtrauisch an, hält mich für eine Kon 
kurrenz, die ihr die armseligen wenigen Liebhaber wegneh 
men will. Diese Liebhaber, die nur im Dunkeln zu ihr 
kommen, weil sie nicht sehen wollen, mit wem sie es zu tun 
haben. 
Ach, sie glaubte, ich will ihr die fünfzig Pfennige weg 
nehmen, das bißchen dürftige Geld noch nehmen. Was 
versteht sie denn für eine Sprache, daß sie nicht mehr ver 
steht, jemand könne ihr dankbar sein; da doch niemand 
dankbar ist, der bei ihr schlief? 
Wie krank sie aussieht, und weiß nichts mehr von 
Krankheit und Gesundheit. Da ist es aus, alles bei ihr 
aus. Sie erschüttert sich nicht mehr, nichts kann sie mehr
	        
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