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ich an die andern denken. Mir ist, als sei die Antwort
auf meine Frage die Lösung für alle, denn viele stehen
wir in gleicher Sache.
Es ist nicht leicht, aus diesem Fegefeuer herauszukom
men, denn zuvor muß es innerlich geschehen sein. Was
äußerlich geschieht, ist nicht so wichtig. All das fällt weg
nach der inneren Lösung.
Hätte ich doch einen Abreißkalender und diese Tage
wären abgezählt und bestimmt. Jeden Tag könnte ich ein
Blatt abreißen und als aufmunternde Parole stünde auf
jedem Blatte das Wort, besten Begriff allein schon er
strebenswert und verführerisch ist: „Befreiung".
Hier im Hause hat jeder eine private Leidenschaft.
Eine Lieblingsbeschäftigung, Neigung, Sport, Richtung,
Gewohnheit. In jeder Vorliebe, sei es zum Guten oder
zum Bösen, liegt eine leise Gefahr zum Laster. Ist nur
das ruhige Schauen den Dingen gewachsen?
Hier stehe ich so recht vor der Größe meines überall
Beteiligtseins, das stch in jedes stch mir darbietende Bild
mengt. Ich neige dazu und es entspricht meinem Drang:
alles zu sein in allem. Aber weil ich doch soviel Widri
ges sehe, begehe ich auch soviel Widriges.
So sehe ich den Schornsteinfeger, der durch die rußigen
Rauchfänge kriechen muß, und werde schwarz davon, kann
vor dem Sudgeruch nicht atmen. Sehe den Hund, der auf
der Straße am Marktplatz ein widerlich Esten aus einem
hölzernen Napfe verschlingt, und ich würge daran wie