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verstrickt und verheddert darin, wäre nicht mehr heraus
gekommen. Aber hineingehen, freiwillig? Würde ich nicht
Henny einen Geliebten genommen haben? 2ch nehme
nicht. Ich laste mich nehmen. Ich bin ein Freiwild. Und
wem es gelingt, der fängt mich. 2ch hätte mir keine Ge
danken darüber gemacht, daß es der Geliebte meiner
Freundin war, denn ich bin da. Ich würde ja alles über
trumpfen und besiegen, allein durch meine Gegenwart.
Man muß sich gar sehr zusammennehmen, bei einem
Kreuzweg den rechten Weg zu wählen. Ich darf nicht so
lange in Versuchung und Zweifel sein, wohin ich mich
wenden will. Heimlich schleicht sich die Leidenschaft für
ein anderes Wesen, für einen zweiten Menschen ins
Herz. Das kann ich nicht verhindern. Aber die Leiden
schaft allein zu sein soll alles überwiegen.
Ich will mich frei halten, denn wie könnte ich frei sein,
wenn etwas Fremdes in mir wohnt? Daß die verfäng
liche Fremdheit in einem anderen Wesen soviel An
ziehendes haben kann! An Schlüter fesselt mich gerade
das Fremde, das ich nicht habe und nie besitzen kann.
Unter der Herrschaft eines Sonnenkönigs zu stehen, ist
etwas Verwirrendes, beinahe Magisches. Es ist ein wah
res Glück, daß der Mann meine geheimen Gedanken nicht
kennt. Er würde mich ja einfach nehmen. Bin ich denn
ein so leicht entzündbarer Stoff, daß ich Feuer fange?
Ich flüchte mich in mein Buch „Raskolnikow". In die
sem Buch kommt kein Sonnenkönig vor. Man muß sich
die Mucken aus dem Kopfe schlagen, denn die kleinste