bin ich." So stand das Kreuz vor Raskolnikow; das
Symbol des Leides, das Zeichen des Opfers aus Liebe.
Das Kreuz, der unvergleichliche Wegweiser. Da flammte
die Gottesliebe in Raskolnikow, die alles auf sich neh
men will, die alles ist und alles bergen will.
Mitten im Straßengetriebe sehe ich stehen den Men
schen Raskolnikow, ihn, der sich selbst vergaß. Unbeküm
mert um das staunende Volk, von der höheren Macht ge
trieben, wirft er sich zur Erde. Er fällt aufs Straßen-
pflafter. Er hört nicht mehr den Lärm des Marktes. Er
sieht nicht mehr die Menschen, die geschäftigen Passan
ten, die in ihrer Gewohnheit, ihrer unseligen Gewohnheit
erstarrten. Jetzt bleiben sie stehen, betrachten den Men
schen, der die Erde küßt, sind verwundert und glauben
ein fallender Mensch sei ein ungewöhnliches Schauspiel.
So schwer für sie, das Selbstverständliche zu begreifen.
Es ist ihnen das Wunder. Und doch ist es so einfach. Der
Mensch erfüllt sich selbst, indem er die Erde küßt, die er
entweiht hat.
Ein Mensch, der die Erde küßt auf einem Marktplatz
in einer großen Stadt, — o wie begreiflich ist dieser
Mensch. Wie tief begreiflich, bis zur Unbegreiflichkeit. Er
ist ein Mensch und menschlich, sonst nichts. Nur eines ist
schwer begreiflich, daß in diesem Augenblick, da ein
Mensch niedersinkt um seine Schuld zu sühnen, nicht
alles niederfällt, denn wer ist ohne Schuld?
Wie nahe ist mir jeder und wem bin ich nicht nahe?
Jeder wird mich verstehen, wenn ich gelobe: „Ich will
Gott mehr lieben wie meine Süpde." Das Bekenntnis
11 Hennings, Brandmal
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