ten zwei- bis dreimal hierher zurück, wo sie den „Lässi
gen" Bericht erstatten. Nachdem sie schnell einen Kognak
in den Mund gekippt haben, gehen sie wieder, auf
neue Eroberungen bedacht (Fischfang genannt).
Die „englischen Kinder", Dolly und Hellen, zärtliche
aschgraue Schmachtlocken an den Ohren, tragen neuer
dings eine mir unangenehme Ruhe zur Schau. Sie haben
das Flüchtige, Rehhafte verloren. Jetzt tragen sie ein
Kontrollbuch im Handtäschchen.
Dieses bedeutende Buch, das eine große Auflage har,
haben die Mädchen in eine kokette buntseidene Hülle bin
den lasten, wie ein galantes Damenbrevier. Die Initia
len sind in Apfelblütenfarbe oder mit Goldfäden zierlich
hineingeftickt. Kurz, das indiskrete Tag- und Nachtbuch
sieht äußerlich lieblich und zart aus, und wer es sieht und
nicht weiß, was es ist, könnte den Geschmack der kunstge
werblichen Mädchen bewundern.
Aber kein Laie bekommt es wohl je zu sehen, denn es
stehen Dinge darin, die für Aestheten nicht eben bestimmt
sind. Nur innerhalb der Klaste, im Cafe, wird es gezeigt.
Und gerade die Jungen sind stolz auf ihr Kontrollbuch,
wie etwa ein begabter Schüler auf sein Stipendium.
Mädchen, die von Vorsicht nie etwas gewußt oder gehört
haben, sind vorzeitig unter sittenpolizeiliche Aufsicht ge
raten. Die saßen vor acht Tagen noch mit kindlicheren
Gesichtern im Cafe!
Irma hat noch so unausgeprägte Patschhändchen, zeigt
mit Entzücken auf eine Stelle in ihrem vielleicht einzigen
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