dann verzieht er so wehmütig schmerzhaft das Gesicht,
als habe man eine alte chronische Krankheit berührt.
Ich weiß nur, daß er Antialkoholiker ist. Man dul
det seine Gesellschaft mehr aus Mitleid und wenn man
gerade überflüssig Zeit hat. Geld hat er gar nicht und
Anregung wenig zu bieten, aber er gilt als Dichter; eine
Sorte von Menschen, die man schonend behandeln muß,
weil man nie weiß, was in ihnen vorgeht.
Balduin, das spürt man, trägt eine besondere Art
von Weltschmerz in sich. Er weiß wohl nicht, wo er hin
gehört, und schließt sich deshalb uns Mädchen an. „Ihr
seid gut," sagt er mitunter. Das hört man ja mal ganz
gerne.
Trotz des ungenierten Tones, den er uns gegenüber
anschlägt, empfinde ich seine Verlegenheit den Frauen
gegenüber. Seine Befangenheit erstreckt sich gewiß noch
auf vieles andere, auf seine eigenen Wünsche zum Bei
spiel.
Er schreibt unsere Sätze in ein Notizbuch. Dabei sieht
er dann aus, als habe er vieles verstanden. Und die Mäd
chen glauben dann, daß sie bedeutend werden. Wie trau
rig doch alles ist.
Irma, an diesem Abend besonders schlagfertig, wurde
ganz begeistert, daß ihr Geist nicht solle verloren sein,
und Balduin kritzelte eifrig, indessen Irma vor Freude
ausrief:
„Paßt auf, ich komme noch in die Unsterblichkeit. Bal
duin, machen Sie doch ein Stück aus mir, bitte, bitte,
ja?"