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uns Wein an und legte kleines Gebäck recht breit auf
den Teller, so daß es nach etwas aussah.
Das wirkte so rührend auf mich, daß es mir nicht mehr
leid tat, mitgegangen zu sein. Stolz wie ein Kind, das
einmal die Große spielen darf, ging sie umher. Mit Ge
nugtuung legte sie uns ihr Ansichtskartenalbum und die
Familienbilder vor. Wir möchten sie doch bewundern.
„Die Schneelandschaften sind doch so erhaben, nicht
wahr?" sagte sie, setzte sich und war ein wenig nach
denklich.
Jeder Gegenstand im Zimmer wurde einzeln bewun
dert und betrachtet wie im Museum. Matrosen-Jda sagte
nicht viel. Sie traute ihren Augen nicht ob all der
Pracht. Befühlte nur immer von Zeit zu Zeit die Stores,
über die sie erst lange nachzudenken schien, bis sie sich zu
der Frage entschloß: „Ist das Fries oder Wolle?"
Irma gab ihr ausführlichst Bescheid, dennoch aber
schien für Jda die Sache damit nicht abgetan zu sein.
Ihre Augen konnten gar nicht loskommen von den aufge
steppten Tulpen.
Balduin unterhielt sich mit Kosima. Ich weiß nicht,
ob sie absichtlich immer in so malerischen Posen dasteht.
Auch jetzt hatte sie den für sie einzig richtigen Stand
punkt eingenommen. Sie lehnte an einer schwarzen
Ebenholzsäule, auf der eine große Palme stand. Das
kleinste der Palmblätter hatte sie zu sich heruntergebogen
und zernagte es nervös mit den Zähnen. Die verhaltene
Leidenschaft war ganz offenbar. Balduin notierte ziem
lich erregt.