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löst hatten. Dann hatte ich mich von der Kindlich-Naiven
ins Fach der raffinierten Salondame geschwungen. Das
heißt: wenn wir uns nicht aufgelöst hätten, in die Luft,
in den Aether, in die Sonne . . . Das sind mir Stu
fen .. .
Von der Leiter der Illusionen heruntergefallen, bemer
ke ich: der Kaffee ist ja so grau und kalt^ Was ist das
für ein Pech, wenn man einen vernünftigen, Gedanken
machen muß, und man bekommt solch einen verdrießli
chen Kaffee. Machen läßt sich nicht, was man nicht hat.
Kein Gedanke.
Ich hole mir Zeitungen, obgleich es mir nicht leicht
fällt, denn ich muß an vielen gedeckten Tischen vorbei, an
denen essende Menschen sitzen. Die wundern sich über
mich. Ich nehme sämtliche Kölner Zeitungen an mich,
ich nehme sogar den „Düsseldorfer Anzeiger". Ich sehe,
man wundert sich über mich. Ob man mir denn ansieht,
daß ich fremd bin in Köln? Aber das wäre doch kein
Grund, sich zu wundern.
Da ich Schauspielerin bin, kann ich mich benehmen,
wie ich will. Und ich halte es für gut, ein gelehrtes Ge
sicht zu ziehen. Nichts einfacher als das. Ich kräusle
die Stirn. Schon dadurch, daß ich Zeitungen hole, ist
meine Gelehrsamkeit genügend betont.
Ich lese schon im Gehen, als könne ich mich nicht früh
genug unterrichten lassen. Man soll von mir denkbn, daß
mich nichts anderes interessiert als die Politik.
Ich stoße gegen einen Stuhl, aber das ist mir gerade
recht. Jemand lacht, und ich begehe die Ungeschicklichkeit,