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mal berührt. Wenn jemand an mich anstößt, werde ich
nur zusammenzucken und weinen. Das ist meine einzige
Antwort. Wer aber fragt nach mir? Ich bin nur eine
unter vielen. Niemand fragt nach den vielen.
Meine Traumbekanntschaften fordere ich manchmal
leise auf: „Fragen Sie doch einmal, wie es mir geht."
Eine mir unbekannte Stimme sagt mir dann: „Nimm
dir's nicht nahe. Laß alles an dir abgleiten. Was kann
schmerzen? Liegst du denn auf Nadeln, daß alles dir weh
tut? Gehst du über Dornen?"
„Aber ich bin ja ein Mensch. 2ch bin doch kein Stein."
Ich bin allein und nicht allein. Ich bin mir zuviel.
Ich ertrage mich so schwer. Und liege im Bette und strecke
die Arme weit von mir. Nur damit meine Glieder mir so
entfernt sind wie möglich.
Könnte ich nicht die rechte Hand, mit der man die
Menschen begrüßt, amputieren lassen? Denn werde ich
jemanden noch grüßen dürfen mit dieser Hand? Längst
entfloh meinen Händen die Unschuld, und es hilft mir
nicht, wenn ich sie noch so lange im Wasser hielte.
Was habe ich doch für Gewohnheiten angenommen.
Ich kann „Raskolnikow" überhaupt nicht mehr lesen, be
vor ich mir lange Gesicht und Hände gewaschen habe.
Ich weiß, das ist lange noch nicht genug. Es kommt ja
auf diese Aeußerlichkeiten nicht an, sage ich mir. Aber ich
kann nicht dafür: ich habe meine eigene Konvention.
Man kann doch nicht jede Hand zum Gruß anbieten,
denke ich. Und man muß mit den ahnungslosen, wie mit
den wissenden Menschen rechnen. Die Herren geben mir