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Bewußtsein zusammenhalten, zersprengen würde. Krank
und gestört in der Funktion des Denkens, müßte ich ver
zweifelt meine Seele suchen. In meiner Krankheit würde
ich mit einer Laterne durch die nächtlichen Straßen irren
und würde da suchen, wo ich berührt ward an meiner
Seele.
Im Traume erkenne ich meine Bestimmung, die ich
am Tag zu erfüllen die Kraft nicht habe. Darüber klage
ich schon im Traume, und weiß doch nicht, ob ich erwachen
werde.
Von einem sumpfigen Moore weiß ich. Dahin flüchte
ich mich. Versinke wie Nebelstreif im hohen Gras. Darin
zittert mein tonloses Klagelied, das wohl kein menschli
ches Ohr vernehmen kann.
Nur das schwankende Schilf neigt sich im Nachtwind,
eine leise Zustimmung. Der Schlamm schluchzt. Die
Nacht seufzt. Das große Mitleid bewegt die stumme Na
tur. Ich habe geliebt die nordische Heide und liebe.
Sie grüßt mich im Traume. Wirft wohl die Heimat ih
ren Schimmer und ahnt mich in meiner Not? Hab' ihr
so manches zugeflüstert in meiner innersten Sprache.
Dann hat sie mich wohl verstanden, in jener Stunde, da
ich das Sein am liebendsten fühlte.
Was ich liebe, belebt sich. Was mich still aufnimmt,
umfange ich. Unsagbar Süßes, Blaues hüllt mich ein.
Zärtliche Heimat streift mich, grüßt mich. Das ist das
Märchen, das den Trost der Wahrheit birgt. Das Herz
der Erde klopft. Ich horche in einer stillen Nacht.
Lauscht wohl die ganze Menschheit dem Einklang?